Ein großflächiger Stromausfall in Teilen Berlins im Frühjahr 2025 hat die Diskussion über die Sicherheit der Infrastruktur und die Vorbereitung auf Krisenfälle wiederbelebt. Während etliche Berlinerinnen und Berliner stundenlang ohne Strom auskommen mussten, wurde erneut die Frage laut, wie gut die Hauptstadt eigentlich gegen Krisen gewappnet ist und wie widerstandsfähig sie ist. Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus sehen den Vorfall besonders als Weckruf und verlangen eine gründliche Analyse sowie umfassende Maßnahmen, um kritische Infrastrukturen zu schützen. Die wachsende Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen, die steigenden Gefahren durch Cyberangriffe und die komplizierte Struktur der modernen Versorgungsnetze zeigen, dass Stromausfälle weit über einfache technische Pannen hinausgehen; sie können das tägliche Leben, die Wirtschaft und die öffentliche Sicherheit erheblich beeinträchtigen.
An einem normalen Werktag kam ein Stadtteil über mehrere Stunden zum Stillstand wegen des Vorfalls. Ampelanlagen, Krankenhäuser, Verkehrsbetriebe sowie Telekommunikationssysteme waren betroffen. Die Lage deckte Mängel in der Krisenkoordination auf und hinterließ einen Flickenteppich aus Notfallmaßnahmen. Obwohl die Versorgung allmählich wiederhergestellt wurde, blieb bei vielen Bürgern das Gefühl der Unsicherheit zurück – vor allem, weil die Ursache zu Beginn unklar war. Es wurde erst später bekannt, dass ein technischer Defekt an einer zentralen Versorgungsleitung den Ausfall verursacht hatte. Trotzdem wurde auch die Möglichkeit eines gezielten Angriffs in den Raum gestellt.
Die Abgeordnete der Grünen und Sicherheitspolitik-Sprecherin, Gollaleh Ahmadi, nannte es ein "Alarmsignal" für die Hauptstadt. Sie übte Kritik daran, dass Berlin weder auf technische Störungen noch auf Angriffe aus politischen Motiven ausreichend vorbereitet sei. Selbst ihr Parteikollege Vasili Franco unterstrich, dass die kritische Infrastruktur zu anfällig sei. Aus diesem Grund verlangen die Grünen eine umfassende Sicherheitsstrategie, die klare Zuständigkeiten festlegt, abgestimmte Notfallpläne umfasst und gezielte Investitionen in Schutzmechanismen gegen Stromausfälle und Cyberangriffe vorsieht.
Nicht nur in Berlin macht man sich Sorgen, dass Angriffe oder Pannen in der Energieversorgung große Folgen haben könnten; auch bundesweit wird die Widerstandsfähigkeit der Städte gegen solche Ereignisse thematisiert. Die Herausforderungen sind zahlreich: Zum einen müssen wir technische Systeme schützen, zum anderen müssen wir Notfallpläne entwickeln und die Bevölkerung besser auf mögliche Krisen vorbereiten. Die Experten warnen, dass Angriffe auf die Infrastruktur in den nächsten Jahren zunehmen könnten – sei es durch gezielte Cyberangriffe, Sabotage oder Naturkatastrophen.
Die wichtigsten Punkte zum jüngsten Stromausfall, die politischen Reaktionen, die Schwächen der Infrastruktur, die Gefahr durch Cyberangriffe, die Bedeutung von Notfallplänen, die Verantwortung der Behörden, die finanziellen Aspekte notwendiger Investitionen sowie Vergleiche mit anderen deutschen und europäischen Städten werden ausführlich behandelt.
Der Stromausfall im Frühjahr 2025: Verlauf und unmittelbare Folgen
Der am Vormittag des 12. April 2025 in Friedrichshain-Kreuzberg (Berlin) beginnende Stromausfall war schnell als einer der größten Versorgungsengpässe der letzten Jahre zu erkennen. In weniger als ein paar Minuten erlebten tausende Haushalte und auch viele öffentliche Einrichtungen, Geschäfte und Verkehrsknotenpunkte einen Stromausfall. Wegen eines Mangels an einem zentralen Umspannwerk war auch die Stromversorgung benachbarter Bezirke zeitweise betroffen. Zur Hochphase waren schätzungsweise 120.000 Menschen betroffen.
Die direkten Auswirkungen waren komplex. Der öffentliche Nahverkehr war teilweise lahmgelegt; U-Bahnen standen in den Tunneln, und Busse konnten wegen ausgefallener Ampeln nicht wie gewohnt fahren. Selbst Krankenhäuser mit Notstromaggregaten mussten ihre Kapazitäten reduzieren, um Strom zu sparen und diesen für Notfälle zu reservieren. Weil Kassensysteme und Kühlanlagen ausfielen, mussten kleine Betriebe, Supermärkte und Apotheken schließen. In einigen Pflegeheimen entstanden kritische Situationen, weil medizinische Geräte nur eingeschränkt funktionierten.
Auch die Kommunikation war beeinträchtigt: Mobilfunknetze waren überlastet oder fielen in bestimmten Gebieten komplett aus, und Festnetztelefone funktionierten nicht mehr. Innerhalb von zwei Stunden gingen über 3.000 Notrufe bei der Berliner Feuerwehr und Polizei ein, viele davon wegen blockierter Aufzüge, Bränden durch Kerzen oder medizinischer Notfälle, weil Stromausfälle lebenserhaltende Geräte beeinträchtigen. Ohne offizielle Informationen zu Beginn und mit den Gerüchten über eine mögliche Cyberattacke fühlten sich viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert.
Nach ungefähr einer Stunde richteten die Behörden einen Krisenstab ein. Allerdings war es schnell überfordert: Die Katastrophenschutzdatenbank des Landes war zeitweise nicht erreichbar, und Abstimmungsprobleme zwischen Landes- und Bezirksbehörden verzögerten die Koordination der Hilfsmaßnahmen. Es dauerte etwa vier Stunden, bis das Umspannwerk repariert war; erst dann konnte die Stromversorgung schrittweise wiederhergestellt werden. Die Folgen waren jedoch noch Tage später zu spüren, wie durch ausgefallene Kühlanlagen, beschädigte elektronische Geräte und nicht abgewickelte Finanztransaktionen.
Dieser Vorfall hat aufgezeigt, wie anfällig eine moderne Großstadt gegenüber Störungen der Infrastruktur ist – und wie rasch der öffentliche Alltag aus der Bahn geworfen werden kann, wenn essentielle Dienstleistungen fehlen. Die Unsicherheit über die genauen Hintergründe hat die Diskussion über die Ursachen und Folgen weiter angeheizt.
Kritische Infrastruktur: Schwachstellen und Risiken in Berlin
Das Energieversorgungsnetz in Berlin ist, wie in vielen Großstädten, ein komplexes Geflecht, das aus zahlreichen Knotenpunkten, Leitungen und technischen Einrichtungen besteht. Allerdings macht die Abhängigkeit von wenigen zentralen Umspannwerken und Leitungen das System anfällig für Störungen – sei es durch technische Defekte, menschliches Versagen oder sogar gezielte Angriffe. Der Stromausfall im April 2025 machte der Stadt plötzlich bewusst, dass die Redundanz – die Ausfallsicherheit durch alternative Versorgungswege – in einigen Teilen der Infrastruktur unzureichend ist.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Alterung vieler Anlagen. Den Berliner Stadtwerken zufolge sind etwa 40 Prozent der Umspannwerke über 30 Jahre alt. Obwohl Wartungsarbeiten regelmäßig durchgeführt werden, wurden Modernisierungsinvestitionen in der Vergangenheit immer wieder aufgeschoben. Außerdem ist das Berliner Netz in den vergangenen Jahren durch den Zuzug und die Entwicklung neuer Stadtviertel stärker beansprucht worden. Die fortschreitende Elektrifizierung des Verkehrs – mit mehr E-Bussen, E-Fahrzeugen und Ladestationen – bringt ebenfalls neue Anforderungen an die Netzstabilität mit sich.
Ein weiterer Mangel ist die Digitalisierung der Steuerungssysteme. Obwohl moderne elektronische Leitsysteme eine bessere Kontrolle und Überwachung der Stromnetze ermöglichen, erhöhen sie auch das Risiko von Hackerangriffen. Im Jahr 2023 und auch 2024 haben die Fachleute vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) immer wieder betont, dass die Schutzmaßnahmen in der Energieversorgung nicht ausreichen. Eine Vielzahl von Steuerungsanlagen ist über das Internet erreichbar und sie sind nicht ausreichend gegen Manipulationen geschützt.
Auch das Personal der Versorger ist ein Faktor. Wartungsteams wurden in den letzten Jahren oft verkleinert oder sogar ganz ausgelagert, weil man Kosten reduzieren wollte. In Krisensituationen mangelt es daher oft an ausreichend qualifiziertem Personal, um Störungen schnell und koordiniert zu beheben. Ein weiteres Problem ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren: Netzbetreiber, Stadtwerke, private Dienstleister und Behörden müssen im Ernstfall reibungslos zusammenarbeiten – eine Herausforderung, die am April 2025 nicht immer gemeistert wurde.
Aus diesem Grund verlangen Fachleute eine umfassende Risikoanalyse und dass zusätzliche Redundanzen im Netz geschaffen werden. Das umfasst unter anderem die Erweiterung dezentraler Energiequellen, den Aufbau von Inselnetzen für kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser sowie das regelmäßige Üben von Krisenszenarien mit allen Beteiligten. Die Grünen erkennen hier einen erheblichen politischen Handlungsbedarf und fordern von Senat und Bundesregierung, dass sie Investitionen in die Sicherheit der Infrastruktur klar priorisieren.
Politische Reaktionen: Forderungen und Debatten nach dem Vorfall
Die Auswirkungen des Stromausfalls wurden sofort zum politischen Thema in Berlin und darüber hinaus. Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus waren die Ersten, die den Vorfall als "Alarmsignal" bezeichneten und einen Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik forderten. Gollaleh Ahmadi, Sprecherin für Sicherheitspolitik, übt Kritik daran, dass Berlin sowohl auf technische Störungen als auch auf politisch motivierte Angriffe schlecht vorbereitet sei. Sie forderte eine umfassende Sicherheitsstrategie, die mehr als nur Reparaturmaßnahmen umfasst.
Neben den Grünen äußerten sich auch Vertreter:innen von SPD, CDU und Linken. Die SPD machte deutlich, dass es wichtig ist, die Krisenstäbe besser auszustatten, und forderte, die Notstromversorgung für öffentliche Einrichtungen zu erweitern. Die CDU verlangte ihrerseits, dass man eng mit dem Bund und den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten solle, um die Bedrohung durch Cyberangriffe zu reduzieren. Die Linke sprach sich für mehr Transparenz in der Ursachenforschung und für eine stärkere Einbindung der Bürger bei der Erstellung von Notfallplänen aus.
Die zentrale Fragestellung der Debatte war, wer die Verantwortung für die Sicherheit der Infrastruktur trägt. Die Grünen verlangen nach klaren Zuständigkeiten und abgestimmten Notfallplänen, während andere Parteien auf die Komplexität des föderalen Systems hinweisen: In Deutschland sind die Bereiche Energieversorgung, Katastrophenschutz und IT-Sicherheit verschiedenen Behörden zugeordnet, was im Falle einer Krise zu Abstimmungsproblemen führen kann. Eine Taskforce wird vom Senat eingerichtet, um die Schwachstellen im System zu finden und Verbesserungsvorschläge zu erstellen.
Ein anderes Thema war die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. Viele Bürgerinnen und Bürger kritisierten, dass Informationen über den Zustand und die voraussichtliche Dauer des Ausfalls nur langsam verbreitet wurden. Deshalb verlangten die Grünen, ein stadtweites Warnsystem zu etablieren, das auch ohne Internet und Mobilfunk funktioniert – zum Beispiel durch Sirenen, analoge Radiodurchsagen oder mobile Lautsprecherwagen.
Die politische Diskussion zeigt, dass der Stromausfall über technische Aspekte hinaus auch organisatorische und kommunikative Probleme umfasst. Die Grünen verlangen, dass man endlich in die Sicherheit der Infrastruktur investieren sollte. Sie erkennen auch, dass es notwendig ist, Krisenmanager auszubilden und regelmäßig Katastrophenschutzübungen durchzuführen. Die Landesregierung muss handeln und die Bevölkerung besser auf mögliche Krisen vorbereiten.
Cyberangriffe und Sabotage: Neue Bedrohungen für die Energieversorgung
In den letzten Jahren haben Politik und Sicherheitsbehörden die Gefahr von Cyberangriffen und gezielten Sabotageakten auf die Energieversorgung immer mehr wahrgenommen. Der Stromausfall in Berlin 2025 hat diese Gefahr wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt, obwohl er in diesem Fall auf einen technischen Defekt zurückzuführen war. Trotz allem heben Fachleute hervor, dass die Verwundbarkeit der Netze durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung weiter steigt.
Weltweit nehmen Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen zu. Einem Bericht des Bundesinnenministeriums aus dem Jahr 2025 zufolge wurden im vergangenen Jahr über 150 Angriffe auf Energieversorger in Deutschland registriert, darunter mehrere, die erheblichen Sachschaden zur Folge hatten. Dabei machen die Angreifer häufig Gebrauch von Schwachstellen in veralteter Software oder unsicheren Zugangspunkten. Kleine und mittlere Versorger sind besonders gefährdet, da ihre IT-Abteilungen oft personell und technisch unterbesetzt sind.
Ein weiteres Risiko geht von Ransomware-Angriffen aus, bei denen Kriminelle die Kontrolle über Steuerungssysteme übernehmen und gegen ein Lösegeld deren Freigabe fordern. In anderen europäischen Ländern haben ähnliche Vorfälle schon großflächige Stromausfälle verursacht. Auf Anfrage bestätigten die Berliner Stadtwerke, dass sie 2024 Ziel mehrerer Cyberangriffe waren, diese jedoch rechtzeitig abwehren konnten. Doch Fachleute geben zu bedenken, dass die Methoden von Angriffen zunehmend ausgeklügelt sind und sogar mit Hilfe von künstlicher Intelligenz verbessert werden können.
Neben Cyberangriffen besteht auch die Gefahr von physischer Sabotage. Schon ein gezielter Angriff auf ein zentrales Umspannwerk oder eine wichtige Leitung kann große Teile der Stadt incapacitate. Aus diesem Grund sehen die Grünen-Abgeordneten Vasili Franco und Gollaleh Ahmadi die Notwendigkeit, Anlagen physisch zu sichern. Das umfasst unter anderem die Verbesserung von Überwachungssystemen, Zutrittskontrollen und die regelmäßige Überprüfung sensibler Bereiche.
Energieversorger sollten laut einer Empfehlung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sogenannte "Härtungsmaßnahmen" umsetzen: Dazu gehört, Schlüsselanlagen physisch zu sichern, Steuerungsdaten zu verschlüsseln und unabhängige Notfall-Kommunikationswege einzurichten. Nach dem Vorfall hat Berlin angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem BSI und dem BBK zu verstärken und regelmäßig gemeinsame Sicherheitsübungen abzuhalten.
Ein weiteres Problem stellt die internationale Dimension der Bedrohung dar. Viele Angriffe werden aus dem Ausland orchestriert, sei es durch kriminelle Gruppen oder staatliche Akteure. Die Sicherheitsbehörden heben hervor, dass es für die Abwehr solcher Angriffe eine enge Zusammenarbeit mit europäischen und internationalen Partnern braucht. Aus diesem Grund verlangen die Grünen, dass die Berliner Behörden enger mit den Bundes- und EU-Einrichtungen zusammenarbeiten.
Notfallpläne und Krisenmanagement: Stand der Vorbereitung in Berlin
Die Geschehnisse im April 2025 haben die Schwächen im Krisenmanagement Berlins deutlich gemacht. Es existieren zwar auf Landesebene formelle Notfallpläne für unterschiedliche Szenarien, jedoch scheiterte die praktische Umsetzung im Ernstfall an mehreren Punkten. Der Berliner Krisenstab wurde erst mit erheblicher Verzögerung aktiviert, die Katastrophenschutzdatenbank des Landes war zeitweise nicht erreichbar, und die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren war langsam.
Eine interne Analyse des Senats aus dem Mai 2025 hat gezeigt, dass es vor allem an klaren Zuständigkeiten und standardisierten Abläufen mangelt, falls es zu großflächigen Stromausfällen kommt. Verschiedene Behörden und Versorgungsunternehmen hatten unterschiedliche Alarmierungswege, Meldeketten und Prioritäten. Infolgedessen wurden Hilfsmaßnahmen nicht koordiniert, was dazu führte, dass Ressourcen teilweise doppelt oder gar nicht eingesetzt wurden. Die Zusammenarbeit mit den Bezirken, die in Berlin eine wichtige Rolle im Katastrophenschutz haben, war ebenfalls unzureichend.
Ein weiteres Manko betrifft die Notfallversorgung der Bevölkerung. Obwohl wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser und die Feuerwehr über Notstromaggregate verfügen, sind viele Pflegeheime, Kitas und soziale Einrichtungen nicht ausreichend ausgestattet. Selbst die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln ist im Krisenfall nicht überall garantiert. Aus diesem Grund rufen Fachleute dazu auf, die Notfallpläne zu überarbeiten und die Ausstattung der Einrichtungen zu verbessern.
Außerdem verlangen die Grünen, dass man regelmäßig groß angelegte Übungen für den Fall eines Blackouts macht. Alle relevanten Akteure – von Versorgern über Behörden bis hin zu ehrenamtlichen Helfern – sollen gemeinsam trainieren, um im Ernstfall handlungsfähig zu sein. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung stärker in die Vorbereitung einbezogen wird. Das umfasst Informationskampagnen über das richtige Verhalten bei Stromausfall, die Ausstattung der Haushalte mit Notfallvorräten und die Schaffung von Anlaufstellen in den Stadtteilen.
Die Kommunikation im Krisenfall steht dabei besonders im Fokus. Der Totalausfall von Internet und Mobilfunknetzen hat deutlich gemacht, dass wir alternative Wege der Informationsübermittlung brauchen. Die Grünen empfehlen, Sirenen, analoge Radiodurchsagen und mobile Lautsprecherwagen zu nutzen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Medien sollte ebenfalls verstärkt werden, um eine breite Verbreitung der Informationen zu gewährleisten.
Die Berliner Landesregierung plant, die Notfallpläne bis Ende 2025 umfassend zu überarbeiten. Hierzu gehören auch internationale Erfahrungen sowie das Testen neuer Technologien für das Krisenmanagement. Die Grünen verlangen, dass die Resultate der Überarbeitung transparent sind und dass es regelmäßige Überprüfungen gibt.
Verantwortung und Zuständigkeiten: Wer schützt die Infrastruktur?
In Deutschland ist es eine komplexe Gemeinschaftsaufgabe, die Energieversorgung und die kritische Infrastruktur zu sichern. Die Hauptverantwortlichen für die Stromversorgung sind die Netzbetreiber und Stadtwerke. Sie stehen unter der Aufsicht der Bundesnetzagentur, müssen jedoch auch die Vorgaben der Landes- und Kommunalbehörden beachten. Im Bereich des Katastrophenschutzes sind es wieder die Länder und Kommunen, die das Sagen haben, während der Bund hauptsächlich mit koordinierenden und beratenden Aufgaben betraut ist.
Die Komplexität ist im Krisenfall oft der Grund für Abstimmungsprobleme. Der Stromausfall in Berlin hat deutlich gemacht, dass die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteuren oft unklar sind. Es war zum Beispiel unklar, wer die Leitung der Krisenbewältigung im Falle eines großflächigen Ausfalls übernehmen würde. Auch der Austausch zwischen Landes- und Bezirksbehörden, Versorgern und Rettungsdiensten war nicht immer problemlos.
Deshalb verlangen die Grünen, dass die Zuständigkeiten klar definiert werden und ein zentraler Krisenstab eingerichtet wird, der im Notfall schnell und verbindlich Entscheidungen treffen kann. Die Integration von privaten Dienstleistern, Telekommunikationsunternehmen und ehrenamtlichen Helfern muss ebenfalls besser abgestimmt werden. Aktuell überprüft der Berliner Senat, wie die Zuständigkeiten im Katastrophenschutz klarer geregelt werden können und wie die Zusammenarbeit mit dem Bund verbessert werden kann.
Ein weiteres Problem ist die Finanzierung der erforderlichen Schutzmaßnahmen. Während große Energieversorger gut finanzierte Mittel haben, fehlen vielen kleinen Stadtwerken und sozialen Einrichtungen die Ressourcen, um in Notstromaggregate, Sicherheitssoftware oder zusätzliche Wartungsteams zu investieren. Aus diesem Grund bringen die Grünen die Idee eines landesweiten Fonds zur Sicherung kritischer Infrastrukturen ein, der auch kleineren Akteuren finanzielle Hilfe bieten soll.
Die Debatte über die Verantwortung für die Infrastruktur umfasst auch das Thema der Privatisierung. In den vergangenen Jahren sind Teile der Energieversorgung in Berlin privatisiert worden oder wurden an private Dienstleister ausgelagert. Kritiker bemängeln, dass dies die Kontrolle über die Sicherheit der Anlagen erschwert. Die Grünen setzen sich für mehr Transparenz und öffentliche Kontrolle bei der Auftragsvergabe ein.
In der Cybersicherheit ist die Zusammenarbeit mit dem Bund besonders entscheidend. Die Abwehr von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen obliegt dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), jedoch kann es nur beratend eingreifen. Deshalb verlangen die Grünen, dass die BSI mehr Kompetenzen erhalten und die Zusammenarbeit mit den Landesbehörden verbessert wird.
Investitionen und technische Modernisierung: Finanzielle Herausforderungen
Es braucht viel Geld, um die Berliner Infrastruktur zu modernisieren und zu schützen. Den Schätzungen des Berliner Senats zufolge sind in den kommenden fünf Jahren über 1,5 Milliarden Euro erforderlich, um die Umspannwerke, Leitungen und Steuerungssysteme zu erneuern. Es kommen noch Kosten für Notstromaggregate, Sicherheitssoftware, Überwachungssysteme und Schulungen für das Personal hinzu. Die Grünen sind der Meinung, dass die Investitionen in die Sicherheit der Infrastruktur in den letzten Jahren unzureichend waren, und sie verlangen eine massive Erhöhung der Mittel.
Ein großes Problem ist, wie die Kosten verteilt werden. Die Stadtwerke und Netzbetreiber sind für den Betrieb und die Wartung der Anlagen zuständig, während die Verantwortung für den Katastrophenschutz bei den Bezirken und dem Land liegt. Viele kleinere Einrichtungen, wie Pflegeheime, Schulen und Kitas, haben nicht die finanziellen Ressourcen, um sich eigenständig auf einen längeren Stromausfall vorzubereiten. Aus diesem Grund bringen die Grünen die Idee eines Sonderfonds ein, der gezielt in die Notstromversorgung, Kommunikationssysteme und Sicherheitstechnik investieren soll.
Investitionen sind auch im Bereich der Digitalisierung der Netze erforderlich. Der Wechsel zu intelligente Steuerungssysteme, bekannt als Smart Grids, bringt zwar die Chance auf eine effizientere und stabilere Versorgung, doch erhöht er auch die Anforderungen an die IT-Sicherheit. Fachleute sind sich einig, dass neue Anlagen von Beginn an nach dem Ansatz "Security by Design" – also mit eingebauten Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe – entwickelt werden sollten. Die Grünen sehen die Bundesregierung in der Pflicht, Mindeststandards für die IT-Sicherheit in der Energieversorgung zu schaffen und deren Einhaltung zu überwachen.
Ein anderes Thema ist die Unterstützung von dezentralen Energiequellen. Mit dem Ausbau von Solaranlagen, Blockheizkraftwerken und Batteriespeichern ist es möglich, dass Stadtteile oder sogar einzelne Gebäude im Notfall unabhängig vom zentralen Netz versorgt werden. Die Grünen sprechen sich dafür aus, solche Projekte intensiver zu unterstützen, um die Resilienz der Stadt zu verbessern. Die Schaffung von Inselnetzen für wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser und Feuerwehren wird ebenfalls als entscheidende Maßnahme angesehen.
Die Finanzierung der erforderlichen Maßnahmen ist jedoch umstritten. Die Grünen verlangen eine erhebliche Erhöhung der öffentlichen Mittel, während andere Parteien zur Haushaltsdisziplin ermahnen. Die CDU macht deutlich, dass durch Investitionen in die Infrastruktur wirtschaftliche Folgekosten vermieden werden können, wenn damit größere Ausfälle verhindert werden. Die SPD verfolgt den Ansatz, öffentliche und private Mittel zu kombinieren, und schlägt vor, dass Unternehmen, die von einer sicheren Stromversorgung profitieren, stärker an den Kosten beteiligt werden sollten.
Im Herbst 2025 wird der Berliner Senat ein Investitionsprogramm mit konkreten Projekten und Fördermaßnahmen vorstellen. Die Grünen verlangen, dass besonders gefährdete Einrichtungen und Stadtteile prioritär berücksichtigt werden und die Mittelverwendung transparent dokumentiert ist.
Lehren aus anderen Städten: Vergleichbare Fälle und Best-Practice-Modelle
Stromausfälle und Angriffe auf kritische Infrastrukturen sind nicht nur ein Problem Berlins. In den letzten Jahren haben auch andere deutsche und europäische Städte ähnliche Vorfälle erlebt, deren Untersuchung wertvolle Erkenntnisse für die Berliner Politik liefern kann. Die Erfahrungen aus Hamburg, München, Paris und Kopenhagen, die in den vergangenen Jahren jeweils mit großflächigen Stromausfällen oder Cyberangriffen konfrontiert wurden, stehen dabei besonders im Fokus.
Im Jahr 2024 wurde Hamburg Ziel eines Cyberangriffs, der die Steuerung der städtischen Stromnetze lahmte. Dank der schnellen Reaktion der Krisenstäbe vor Ort und der frühzeitigen Kommunikation mit den Bewohnerinnen und Bewohnern konnten größere Schäden verhindert werden. Seitdem setzen die Hamburger Behörden verstärkt auf regelmäßige Sicherheitsübungen, die Einbeziehung von IT-Experten in die Krisenstäbe und die enge Zusammenarbeit mit dem BSI. Die Bevölkerung mit Informationsmaterial und Notfallvorräten zu versorgen, wurde ebenfalls verbessert.
In München sorgte ein Unwetter im Sommer 2023 dafür, dass in mehreren Stadtteilen für mehrere Stunden der Strom ausfiel. Indem die Stadtwerke auf eine dezentrale Energieversorgung setzten, gelang es ihnen, kritische Einrichtungen am Laufen zu halten. In den Jahren nach der Initiative investierte die Münchner Stadtverwaltung gezielt in den Ausbau von Solaranlagen und Batteriespeichern, um die Resilienz der Stadt zu verbessern. Die Integration von ehrenamtlichen Helfern in den Katastrophenschutz wurde ebenfalls verbessert.
Im Jahr 2022 erlebte Paris einen koordinierten Angriff auf mehrere Versorgungseinrichtungen. Die Behörden reagierten, indem sie großflächige Evakuierungen durchführten und Notfallunterkünfte einrichteten. Seitdem hat die Stadt auf eine enge Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden, die Einrichtung eines zentralen Lagezentrums und die regelmäßige Schulung des Personals gesetzt. Die Lehren aus Paris verdeutlichen, dass es in Krisenzeiten entscheidend ist, eine klare Führungsstruktur und schnelle Entscheidungswege zu haben.
Kopenhagen wird als Pionier in der Sicherung kritischer Infrastrukturen angesehen. Die Stadt verfolgt ein umfassendes Sicherheitskonzept, das sowohl physische als auch digitale Schutzmaßnahmen umfasst. Hierzu zählen unter anderem smarte Überwachungssysteme, die fortlaufende Bedrohungsanalyse und die Einbindung der Bevölkerung in die Notfallvorsorge. Kopenhagen hat in den letzten Jahren große Summen in die Netzmodernisierung gesteckt und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.
Die Untersuchung dieser Beispiele verdeutlicht, dass eine effektive Krisenvorsorge auf mehreren Säulen basiert: Die technische Modernisierung, klare Zuständigkeiten, regelmäßige Übungen und eine offene Kommunikation mit der Bevölkerung sind entscheidend. Die Grünen verlangen, dass Berlin sich an diesen Best-Practice-Modellen orientiert und die gewonnenen Erkenntnisse konsequent umsetzt. Obwohl die Herausforderungen enorm sind, hat der Stromausfall im April 2025 deutlich gemacht, dass wir mit Entschlossenheit handeln müssen, um die Sicherheit und Lebensqualität in der Hauptstadt langfristig zu schützen.