Die deutsche Hauptstadt Berlin, die für ihre kulturelle Vielfalt, Toleranz und Geschichte bekannt ist, sieht im Jahr 2025 eine besorgniserregende Entwicklung: Antisemitismus gehört für viele Jüdinnen und Juden zum Alltag. Am 7. Oktober, dem zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel, schlägt Berlins Antisemitismusbeauftragter Samuel Salzborn Alarm. Er hebt in Interviews und Stellungnahmen hervor, dass jüdisches Leben in Berlin weiterhin "Lichtjahre" von der Normalität entfernt sei. Die Entwicklungen im Nahen Osten haben die Lage weiter verschärft. Nach dem Angriff der Hamas und dem darauf folgenden Gaza-Krieg sind die antisemitischen Vorfälle in Berlin deutlich angestiegen. Für viele sind Angriffe, Bedrohungen und Beleidigungen gegen Jüdinnen und Juden keine Einzelfälle mehr; sie gehören zum Alltag.
Die Reaktion der Gesellschaft ist erschreckend gering. Salzborn spricht von einem "dröhnenden Schweigen" und kritisiert, dass es keine breite Solidaritätswelle mit den Betroffenen gibt. Vielmehr nehme die Gleichgültigkeit gegenüber antisemitischen Vorfällen zu. Das Leben der Jüdinnen und Juden in der Stadt, welches man eigentlich als einen normalen Teil des Berliner Alltags betrachten sollte, ist nach wie vor geprägt von Ängsten, Unsicherheiten und Einschränkungen. In seinen Äußerungen gegenüber Medien betont Salzborn, dass der gegenwärtige Antisemitismus nicht nur Jüdinnen und Juden angreift, sondern auch die Grundwerte der Demokratie: Menschenwürde, Religionsfreiheit und das Diskriminierungsverbot werden durch antisemitischen Hass gefährdet.
In Berlin sind die Auswirkungen des Nahost-Konflikts besonders deutlich zu spüren. Zehntausende Jüdinnen und Juden sowie viele palästinensischstämmige Berlinerinnen und Berliner leben in dieser Stadt. Das Stadtbild ist ein Spiegel der Konfliktspannungen: Demonstrationen, Boykottaufrufe und Übergriffe auf jüdische Einrichtungen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Eine erhebliche Zunahme von Straftaten mit antisemitischem Hintergrund verzeichnen Polizei und Sicherheitsbehörden. Zunehmend stehen Medien, Kulturinstitutionen und Universitäten im Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und Hetze. Journalistinnen und Journalisten, die Antisemitismus thematisieren, sind immer öfter selbst Ziel von Anfeindungen.
Die Herausforderungen sind komplex: Sie umfassen alles von alltäglicher Diskriminierung auf der Straße bis hin zu strukturellen Angriffen auf Grundrechte. Salzborn gibt eine ernste Warnung: Man darf die Entwicklung nicht unterschätzen. Antisemitismus ist kein Randphänomen; er ist in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen verankert. Die Vielschichtigkeit des Problems wird durch Boykottaktionen gegen israelische Künstler, Angriffe auf jüdische Kultureinrichtungen und gewaltsame Proteste an Universitäten deutlich.
Dieser Artikel teilt diese komplexe Thematik in acht zentrale Abschnitte: Er untersucht die Entwicklung des Antisemitismus in Berlin seit 2025, betrachtet die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekte und behandelt die Reaktionen der Stadtgesellschaft. Die Sichtweisen der Betroffenen, die Funktion der Medien und Aktionen zur Bekämpfung von Judenhass werden dabei ausführlich behandelt.
Historische Wurzeln des Antisemitismus in Berlin
Antisemitismus in Berlin ist schon lange kein neues Phänomen; er hat tief verwurzelte Ursprünge in der Geschichte der Stadt. Schon im Mittelalter litten die jüdischen Gemeinden in Berlin und der Umgebung unter Verfolgung und Vertreibung. In der Zeit des Nationalsozialismus erlebte der Antisemitismus seinen grausamen Höhepunkt: In Berlin, wo die NS-Regierung residierte, wurden unzählige jüdische Bürgerinnen und Bürger entrechtet, deportiert und ermordet. In der Stadt sind die Spuren der Shoah unauslöschlich. Nach 1945 begann der Wiederaufbau jüdischen Lebens, jedoch zunächst sehr zögerlich, weil viele Überlebende emigrierten oder in anderen Ländern Schutz suchten.
Die jüdische Gemeinde in der DDR war klein und oft unter staatlicher Kontrolle, während im Westteil der Stadt eine jüdische Gemeinschaft allmählich wuchs. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 erlebte das jüdische Leben in Berlin einen neuen Aufschwung. Eine beträchtliche Anzahl jüdischer Zuwanderer, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, siedelte sich in der Stadt an. Synagogen, Schulen und Kultureinrichtungen wurden entweder neu gegründet oder sind wieder am Leben. Antisemitische Ressentiments blieben jedoch bestehen, oft verborgen, aber gelegentlich auch offen ausgetragen.
Seit den 2000er-Jahren, mit dem wachsenden internationalen Einfluss Berlins, sind auch neue Herausforderungen entstanden. Die Einwanderung aus verschiedenen Krisengebieten, einschließlich des Nahen Ostens, hat das Stadtbild vielfältiger gemacht, aber auch neue Konfliktlinien geschaffen. Antisemitismus trat nun nicht mehr nur im rechtsextremen oder traditionellen Spektrum auf, sondern auch im Zusammenhang mit internationalen Konflikten, vor allem dem Nahost-Konflikt.
Antisemitische Vorfälle werden seit einigen Jahren anders wahrgenommen und scheinen auch häufiger vorzukommen. In den 1990er- und 2000er-Jahren lagen die rechtsextremen Angriffe im Mittelpunkt, doch heute ist das Spektrum viel umfassender. Antisemitismus zeigt sich mittlerweile in neuen Formen – sei es als Israelkritik, durch Verschwörungstheorien oder im Zusammenhang mit Migration. Antisemitische Straftaten nehmen, besonders in Berlin, kontinuierlich zu, wie die Berichte der Recherchestelle Antisemitismus und des Bundesinnenministeriums belegen.
Die Erinnerungskultur der Stadt, die durch Denkmäler wie das Holocaust-Mahnmal, Gedenkstätten und Bildungsinitiativen verkörpert wird, ist in einem Spannungsfeld mit der Realität des Alltagsantisemitismus. Obwohl die offizielle Politik immer wieder die Bedeutung jüdischen Lebens hervorhebt, erzählen Betroffene von fortwährender Diskriminierung und Angst. Die historische Verantwortung Deutschlands, besonders die Berlins, ist unbestreitbar – doch die Frage bleibt, wie effektiv diese Verantwortung im Alltag umgesetzt wird.
Antisemitismus hat also eine lange und komplexe Geschichte in Berlin, die tief verwurzelt ist. Sie erläutern, weshalb die neuesten Entwicklungen besonders besorgniserregend sind. Sie belegen jedoch auch, dass Antisemitismus in Berlin nie ganz verschwunden ist, sondern immer neue Formen angenommen hat. Die Vergangenheit ist immer gegenwärtig – sie zeigt sich nicht nur durch Gedenkveranstaltungen, sondern auch in den täglichen Erfahrungen jüdischer Berlinerinnen und Berliner im Jahr 2025.
Der Anstieg antisemitischer Vorfälle seit 2025
Im Jahr 2025 melden die Berliner Behörden einen alarmierenden Anstieg antisemitischer Vorfälle. Wie die neuesten Statistiken des Polizeipräsidiums Berlin und der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zeigen, wurden im ersten Halbjahr 2025 über 500 antisemitisch motivierte Straftaten erfasst – das ist der höchste Wert seit Beginn der Erfassung. Physische Angriffe sowie verbale Bedrohungen, Sachbeschädigungen und Hetze im Internet sind in dieser Zahl enthalten.
Der Anstieg ist direkt mit internationalen Ereignissen verbunden, vor allem mit dem fortdauernden Gaza-Krieg und dem zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers. Um jüdische Einrichtungen wie Synagogen, Schulen und Kulturzentren besser zu schützen, mussten sie ihre Sicherheitsmaßnahmen weiter verstärken. Das jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße und andere wichtige Orte werden inzwischen 24 Stunden am Tag überwacht. Immer mehr jüdische Menschen erzählen, dass sie sich unsicher fühlen, wenn sie in der Öffentlichkeit Kippa oder Davidstern tragen.
Neben den gewohnten Angriffen auf Personen und Einrichtungen ist eine neue Dimension des Antisemitismus zu erkennen: die digitale Hetze. Antisemitische Verschwörungstheorien, Falschmeldungen und Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte oder israelische Produkte verbreiten sich in sozialen Netzwerken. Es ist leichter geworden, antisemitische Parolen zu verbreiten. Die Situation verschärft sich, weil besonders junge Menschen in diesen digitalen Echokammern Hassbotschaften ausgesetzt sind.
Selbst im öffentlichen Raum sind Veränderungen wahrnehmbar. Antisemitische Äußerungen sind bei den propalästinensischen Demonstrationen, die seit dem Beginn des Gaza-Kriegs regelmäßig abgehalten werden, leider keine Seltenheit. Plakate, Parolen und Redebeiträge überschreiten oft die Grenze von legitimer Kritik an der israelischen Politik zu offenem Judenhass. Die Polizei hat dabei enorme Herausforderungen zu meistern: Einerseits muss sie das Demonstrationsrecht schützen, andererseits müssen Jüdinnen und Juden vor Angriffen und Einschüchterungen bewahrt werden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Dunkelziffer antisemitischer Vorfälle weit über die offiziellen Zahlen hinausgeht. Die Angst vor weiteren Repressalien oder ein mangelndes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden sind Gründe, warum viele Betroffene Übergriffe nicht melden. Eine erhebliche psychische Belastung der jüdischen Bevölkerung, die Beratungsstellen beobachten, betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. In der Schule sind sie nicht selten das Ziel von Mobbing oder Ausgrenzung.
Die politischen Reaktionen sind gemischt. Obwohl man andererseits mehr Geld für den Schutz jüdischer Einrichtungen bereitstellt, bleiben gesellschaftliche Initiativen gegen Antisemitismus Experten zufolge hinter den Erwartungen zurück. Es wird immer dringlicher, dass wir die Bildungs- und Präventionsarbeit umfassend angehen. Antisemitismusbeauftragter Salzborn warnt: Die gegenwärtige Entwicklung gefährdet nicht nur die jüdische Gemeinschaft, sondern das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben.
Im Jahr 2025 ist ein besorgniserregendes Phänomen zu beobachten: Antisemitismus ist in Berlin nicht mehr nur ein Randphänomen, sondern er dringt immer stärker in die Mitte der Gesellschaft ein. Ein Anstieg antisemitischer Vorfälle zeigt eine tiefgehende gesellschaftliche Krise, die weit über die Grenzen der jüdischen Gemeinschaft hinausgeht.
Auswirkungen auf das jüdische Leben in Berlin
Die steigenden Zahlen antisemitischer Vorfälle in Berlin haben massive Auswirkungen auf das jüdische Leben in der Stadt. Im Jahr 2025 ist das Leben von Jüdinnen und Juden geprägt von Unsicherheit, Angst und dem Druck, sich an die Umstände anzupassen. Viele Menschen verzichten darauf, sich als jüdisch zu erkennen oder religiöse Symbole im öffentlichen Raum zu tragen. Offensichtliche Merkmale jüdischer Identität, wie die Kippa, können zur Gefahr werden.
Familien jüdischen Glaubens erzählen, dass sie ihren Kindern aus Sicherheitsgründen keine hebräischen Namen in offiziellen Dokumenten geben oder auf dem Schulweg besonders vorsichtig sind. Eltern überprüfen, welche Schulen sicher genug sind oder ob ihre Kinder auf dem Schulweg begleitet werden müssen. Die Entscheidung, ob man an jüdischen Feiertagen oder Veranstaltungen teilnimmt, wird häufig abgewogen – oft aus der Furcht, Ziel eines Angriffs zu werden.
Jüdische Gemeinden und Organisationen reagieren mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Gemeindezentren, Schulen und Synagogen sind mit Kameras, Sicherheitsschleusen und Polizeipräsenz ausgestattet. Oftmals sind Veranstaltungen nur noch mit strengen Zugangskontrollen möglich. Diese Maßnahmen verursachen hohe Kosten und binden finanzielle sowie personelle Ressourcen, die besser für Bildungs- und Kulturarbeit genutzt werden sollten.
Die psychischen Belastungen sind erheblich. Eine große Zahl von Jüdinnen und Juden empfindet Isolation und Stigmatisierung. Die Vertrauensbasis zur Mehrheitsgesellschaft ist stark angegriffen, vor allem wenn antisemitische Vorfälle nicht ernst genommen oder sogar klein geredet werden. Das "dröhnende Schweigen", auf das Salzborn hinweist, verstärkt das Gefühl, dass man mit dem Problem alleine gelassen wird. Im Alltag fehlt die Solidarität, die nach antisemitischen Anschlägen oft kurzfristig bekundet wird.
Ein weiteres Problem ist die Einschränkung der Grundrechte, die die Verfassung garantiert. Die Religionsfreiheit, das Recht auf freie Entfaltung und der Schutz vor Diskriminierung sind für jüdische Berlinerinnen und Berliner stark eingeschränkt. Ein antisemitischer Übergriff ist nicht nur ein Angriff auf eine Person; er greift die demokratische Grundordnung an.
Die Einflüsse sind ebenfalls im kulturellen und gesellschaftlichen Leben zu erkennen. Kultureinrichtungen der jüdischen Gemeinschaft berichten von rückläufigen Besucherzahlen und müssen deshalb Veranstaltungen absagen oder verlegen. Um angebliche "Sicherheitsrisiken" werden Künstlerinnen und Künstler jüdischer Herkunft angefeindet oder sogar von Veranstaltungen ausgeladen. Der offene Austausch, der das Berliner Kulturleben über viele Jahre geprägt hat, wird immer mehr von Angst und Misstrauen beeinflusst.
Die Frage, ob und wie sie ihre Identität offen leben können, beschäftigt viele junge Jüdinnen und Juden. Viele Jugendliche engagieren sich in Selbsthilfegruppen oder verlassen Berlin, um in anderen Städten oder Ländern ein sichereres Umfeld zu finden. Die Gefahr, dass jüdische Familien schleichend auswandern, ist real und wird von den Vertretern der Gemeinde besorgt wahrgenommen.
Im Jahr 2025 ist das jüdische Leben in Berlin stark eingeschränkt. Für viele scheint die Hoffnung auf eine selbstverständliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in weite Ferne gerückt zu sein. Die Folgen von alltäglichem Antisemitismus beeinträchtigen nicht nur Einzelne, sondern das gesamte soziale Gefüge der Stadt.
Antisemitismus und Grundrechte: Eine Gefährdung der Demokratie
Antisemitismus in Berlin ist mehr als ein Angriff auf Jüdinnen und Juden; er ist eine fundamentale Bedrohung für die demokratische Ordnung und die Grundrechte, die in der Verfassung geschützt sind. Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte, macht deutlich, dass antisemitische Übergriffe immer auch Angriffe auf zentrale Werte wie die Menschenwürde, die Religionsfreiheit und das Diskriminierungsverbot sind. Eine Minderheit zu ignorieren und ihre Rechte zu beschneiden, gefährdet die gesamte demokratische Gesellschaft.
Gleiche Rechte für alle Bürgerinnen und Bürger sowie der Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung sind durch die Verfassung garantiert. Die Realität in Berlin beweist jedoch, dass jüdische Menschen ihre Grundrechte nur eingeschränkt ausüben können. Angst und Bedrohung beschneiden faktisch das Recht auf freie Religionsausübung. Weil sie sich unsicher fühlen, verstecken viele Jüdinnen und Juden ihr Judentum im Alltag.
Antisemitische Boykottaufrufe, wie sie etwa gegen israelische Künstler oder jüdische Kultureinrichtungen gerichtet sind, zielen bewusst auf die Kunst- und Meinungsfreiheit ab. Veranstaltungen erfahren Störungen, Ausstellungen fallen aus, und Künstler werden ausgeladen. Die Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit manifestieren sich durch gewaltsame Proteste und Besetzungsaktionen an Universitäten, wo jüdische Studierende und Lehrende Zielscheiben sind. An manchen Hochschulen herrscht ein Klima der Einschüchterung und Ausgrenzung.
Bedrohungen der Pressefreiheit sind ebenfalls zu beobachten. Immer häufiger sind Journalistinnen und Journalisten, die Antisemitismus thematisieren, Opfer von Beschimpfungen, Bedrohungen oder sogar körperlichen Angriffen. Nach Angaben von Pressevertretern werden sie auf Demonstrationen gezielt angegangen, vor allem wenn sie als "zu israelfreundlich" wahrgenommen werden. So wird das Recht auf freie Berichterstattung faktisch eingeschränkt.
Die Angriffe auf Grundrechte sind vielfältig und umfassen mehr als nur direkte Gewalt. Die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungstheorien und Falschinformationen im Internet stellt ebenfalls eine Gefahr für die demokratische Diskussionskultur dar. Ein klassisches antisemitisches Narrativ, das immer wieder neu angepaßt wird, ist der Versuch, Jüdinnen und Juden für gesellschaftliche Probleme verantwortlich zu machen.
Es ist eine Herausforderung für Polizei und Justiz, diese Verletzungen der Grundrechte effektiv zu verfolgen. Die Sicherheitsbehörden erhöhen die Präsenz an jüdischen Einrichtungen, doch die Strafverfolgung antisemitischer Straftaten gestaltet sich oft schwierig. Viele Taten werden nicht angezeigt, weil Täter schwer zu identifizieren sind oder nicht konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist an der Zeit, dass die Justiz klare Signale sendet und die Rechte der Betroffenen stärkt.
Die Bedrohung der Demokratie durch Antisemitismus ist ein ganz konkretes Problem. Sie betrifft das gesellschaftliche Klima, das Vertrauen in staatliche Institutionen und die Bereitschaft, sich für die Rechte von Minderheiten einzusetzen. Sind Grundrechte in Gefahr, betrifft es nicht nur die jüdische Gemeinschaft – es ist ein Angriff auf die Grundlagen der offenen Gesellschaft, die Berlin prägen.
Die Rolle von Politik und Behörden im Kampf gegen Antisemitismus
Es ist eine zentrale Aufgabe für die Politik und die Behörden, Antisemitismus in Berlin zu bekämpfen. Im Jahr 2025 sind sie mit großen Herausforderungen konfrontiert, weil die Zahl der antisemitischen Vorfälle gestiegen ist. Um dem Problem entgegenzuwirken, hat die Berliner Landesregierung in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, doch Experten und Vertreter der jüdischen Gemeinschaft weisen darauf hin, dass diese Bemühungen oft nicht ausreichen oder zu langsam sind.
Ein wichtiger Fortschritt war die Ernennung von Samuel Salzborn als Antisemitismusbeauftragten für Berlin. Er soll antisemitische Entwicklungen analysieren, Präventionsarbeit koordinieren und ist der Ansprechpartner für Betroffene. Dank der Warnungen und Berichte von Salzborn ist das Thema nun auf die politische Agenda gekommen. Die Landesregierung hat zusätzliche Gelder für den Schutz jüdischer Einrichtungen bereitgestellt, arbeitet enger mit der Polizei zusammen und hat Programme zur Antisemitismusprävention an Schulen und in öffentlichen Institutionen initiiert.
Die Situation bleibt trotz dieser Maßnahmen angespannt. Kritiker bemängeln, dass die Reaktionsgeschwindigkeit auf akute Vorfälle oft zu gering ist und die Strafverfolgung nicht ausreichend konsequent erfolgt. Antisemitische Straftaten werden oft nicht als solche erkannt oder verfolgt. Es mangelt an spezialisierten Ermittlungsgruppen und einer erhöhten Sensibilisierung der Justiz für dieses Thema. Die Dunkelziffer ist hoch, weil viele Betroffene aus Angst vor weiteren Repressalien schweigen und keine Anzeige erstatten.
Es gibt bundespolitische Initiativen, die die Erinnerungskultur stärken und der Bekämpfung von Hass im Netz dienen. Soziale Netzwerke sind durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) verpflichtet, strafbare Inhalte zu entfernen. Trotz allem fehlt es oft an der Fähigkeit, antisemitische Hetze in digitalen Medien effektiv zu stoppen. Es ist wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen weiter verbessert wird, um flächendeckende Präventionsarbeit zu ermöglichen.
Ein weiteres Problem ist die politische Ausnutzung des Antisemitismus. In hitzigen Auseinandersetzungen über den Nahost-Konflikt wird das Thema oft für parteipolitische Zwecke instrumentalisiert. Das macht es schwierig, sachlich und lösungsorientiert zu diskutieren. Vertreter jüdischer Organisationen betonen, dass Antisemitismus parteiübergreifend und unabhängig von Herkunft oder politischer Überzeugung bekämpft werden muss.
Die Polizei hat eine zwiespältige Rolle. Einerseits sichert sie jüdische Einrichtungen mit hohem personellem Aufwand, andererseits wird immer wieder die mangelnde Sensibilität in der Interaktion mit Betroffenen kritisiert. Um antisemitische Vorfälle besser erkennen und bewerten zu können, ist es notwendig, dass Polizeikräfte Schulungen und Fortbildungen erhalten. Es ist an der Zeit, dass die Justiz klare Zeichen setzt, indem sie antisemitische Straftaten konsequent ahndet und die Rechte der Opfer stärkt.
Alles in allem wird deutlich, dass die Politik und die Behörden eine komplexe Herausforderung im Kampf gegen Antisemitismus meistern müssen. Um das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft zurückzugewinnen und das gesellschaftliche Klima in Berlin zu verbessern, ist es notwendig, dass wir auf allen Ebenen eng zusammenarbeiten, konsequent Straftaten verfolgen und nachhaltige Präventionsarbeit leisten.
Die Rolle von Bildung, Medien und Kultur im Umgang mit Antisemitismus
In Berlin sind Bildung, Medien und Kultur entscheidend im Kampf gegen Antisemitismus. Im Jahr 2025 sind sie beides: Teil der Lösung und Teil des Problems. Obwohl Bildungseinrichtungen und Medien die Möglichkeit haben, Vorurteile abzubauen und Wissen zu verbreiten, sind sie gleichzeitig Orte, an denen antisemitische Vorfälle und Debatten stattfinden.
Antisemitismusprävention gilt in den Schulen Berlins als eine zentrale Aufgabe. In den letzten Jahren erfolgten Anpassungen der Lehrpläne, um die Geschichte des Judentums, die Shoah und aktuelle Formen des Antisemitismus zu behandeln. Es gibt viele Projekte und Workshops, die gemeinsam mit jüdischen Organisationen und Gedenkstätten realisiert werden. Trotz allem berichten Lehrkräfte, dass antisemitische Einstellungen bei Jugendlichen nach wie vor verbreitet sind. An Schulen, in denen der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund hoch ist, sind Konflikte und Diskriminierung leider keine Seltenheit. Die Herausforderung für die Bildungsverwaltung besteht darin, Lehrkräfte besser zu schulen und Präventionsprojekte langfristig zu verankern.
Die Medien haben eine besondere Verantwortung, wenn sie über Antisemitismus berichten. Die Berichterstattung über antisemitische Vorfälle, den Nahost-Konflikt und jüdisches Leben hat einen entscheidenden Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. In den letzten Jahren wurde immer wieder die Kritik laut, dass Medien antisemitische Äußerungen verharmlosen oder antisemitische Narrative ohne Kritik übernehmen. Während sie über Antisemitismus berichten, sind Journalistinnen und Journalisten selbst Ziel von Hass und Bedrohungen. Das setzt die Pressefreiheit unter Druck.
In Berlin sind Kulturinstitutionen traditionell Orte, wo Austausch und Vielfalt gelebt werden. Die jüdische Kunst, Musik und Literatur haben einen großen Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt gehabt. Aber auch in diesem Bereich sind die Schwierigkeiten gestiegen. Jüdische Künstlerinnen und Künstler werden immer wieder durch Ausladungen oder Boykottaufrufe getroffen. Es kann passieren, dass Veranstaltungen gestört werden oder aus Sicherheitsgründen abgesagt werden müssen. Es ist für Kunst- und Kultureinrichtungen unerlässlich, klare Positionen gegen Antisemitismus zu beziehen und gleichzeitig die Sicherheit ihrer Gäste zu gewährleisten.
Die Wissenschaftsfreiheit an den Berliner Universitäten ist immer mehr in Gefahr. Antisemitische und antiisraelische Besetzungsaktionen, vor allem im Zusammenhang mit Protesten gegen den Gaza-Krieg, zielen direkt auf jüdische Studierende und Lehrende ab. Eine Polarisierung und Einschüchterung prägen das Klima an den Hochschulen. Es ist eine große Herausforderung für Hochschulleitungen, die Meinungsfreiheit zu wahren und gleichzeitig antisemitische Vorfälle konsequent zu ahnden.
Zur selben Zeit existieren viele Projekte, die das jüdische Leben unterstützen und sich gegen Antisemitismus einsetzen. Räume für Begegnung und Dialog entstehen durch Bildungsprojekte, Kunstausstellungen, Lesungen und Gedenkveranstaltungen. Es gilt, diese Angebote zu verteidigen und ihre Reichweite zu vergrößern, trotz Widerstände und Anfeindungen.
Alles in allem verdeutlichen Bildung, Medien und Kultur, wie tief antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft verwurzelt sind – aber sie zeigen auch, dass es ein großes Potenzial gibt, dagegen anzukämpfen. Die Stärkung dieser Bereiche ist ein zentraler Bestandteil im Kampf gegen Judenhass in Berlin.
Die Perspektiven und Erfahrungen der jüdischen Gemeinschaft
In Berlin ist die jüdische Gemeinschaft sehr vielfältig und setzt sich aus Menschen verschiedenster Herkunft, Altersgruppen und religiöser Überzeugungen zusammen. Im Jahr 2025 sind Ihre Erlebnisse mit Antisemitismus leider erschreckend ähnlich: Die Angst, die Unsicherheit und das Gefühl, nicht dazuzugehören, bestimmen das Leben vieler Jüdinnen und Juden in der Stadt.
Vorsicht ist das Gebot der Stunde: Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde erzählen, dass sie im öffentlichen Raum darauf achten, ihre Identität nicht offen zu zeigen. Das Tragen einer Kippa, das Sprechen von Hebräisch oder der Besuch jüdischer Einrichtungen wird als riskant angesehen. Viele Familien stehen vor der Entscheidung, ob sie ihre Kinder auf jüdische Schulen schicken oder lieber eine anonyme staatliche Schule wählen, um sie vor Diskriminierung zu schützen.
Die psychische Belastung ist erheblich. Jüdische Psychologinnen und Psychologen beobachten, dass Angststörungen, Depressionen und Stresssymptome bei Gemeindemitgliedern zunehmen. Die Ignoranz oder die Bagatellisierung antisemitischer Vorfälle durch die Mehrheitsgesellschaft verstärkt das Gefühl der Isolation. Das "dröhnende Schweigen", welches Salzborn beschreibt, ist der Grund, warum sich viele Jüdinnen und Juden mit ihren Problemen alleingelassen fühlen.
Antisemitismus im digitalen Raum stellt eine besondere Herausforderung dar. Junge jüdische Berlinerinnen und Berliner erzählen, dass sie in sozialen Netzwerken immer wieder mit Hassbotschaften, Verschwörungstheorien und Drohungen zu kämpfen haben. Für viele ist das Internet mittlerweile ein unsicherer Ort, weil sie ihre Meinung nicht mehr frei äußern können.
Die jüdische Gemeinschaft zeigt gleichzeitig eine große Resilienz und einen starken Zusammenhalt. Selbsthilfegruppen, Gemeindezentren und jüdische Organisationen sind Quellen für Unterstützung, Austausch und Schutz. Um Vorurteile abzubauen und die jüdische Kultur sichtbar zu machen, engagieren sich zahlreiche Jüdinnen und Juden in Bildungs- und Aufklärungsprojekten.
Die Erfahrungen sind unterschiedlich, je nach Herkunft und Religiosität. Während die ältere Generation der Jüdinnen und Juden oft auf eine lange Geschichte der Diskriminierung zurückblickt, ist es bei den Jüngeren häufig so, dass sie Antisemitismus zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. Neu zugezogene Mitglieder aus Israel oder anderen Ländern bereichern das Gemeindeleben mit ihren eigenen Erfahrungen und Sichtweisen.
Viele hoffen auf mehr Unterstützung und Solidarität von der Mehrheitsgesellschaft. Sie verlangen, dass Antisemitismus nicht nur in Sonntagsreden verurteilt, sondern im Alltag stets bekämpft wird. Für sie ist die Bereitschaft, jüdisches Leben als einen selbstverständlichen Teil Berlins zu betrachten und zu schützen, ein entscheidender Test für die demokratische Gesellschaft.
Die Erfahrungen und Sichtweisen der jüdischen Gemeinschaft sind ein wichtiger Indikator für den Zustand der Stadt. Sie verdeutlichen, wie tief die Spaltung durch Antisemitismus ist und wie dringend es gesellschaftliche Veränderungen braucht, um jüdisches Leben in Berlin zu sichern.
Wege und Maßnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus in Berlin
Die Bekämpfung von Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die im Jahr 2025 wichtiger ist als je zuvor. In Berlin wird über viele Maßnahmen gesprochen und sie werden umgesetzt, um dem zunehmenden Judenhass zu begegnen. Die Maßnahmen reichen von präventiver Bildungsarbeit über den Schutz jüdischer Einrichtungen bis hin zur konsequenten Verfolgung antisemitischer Straftaten.
Ein wichtiger Fokus liegt auf der Präventionsarbeit in Schulen und Bildungseinrichtungen. Programme wie "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" werden weiterhin ausgebaut und um spezifische Module zum Antisemitismus ergänzt. Lehrkräfte bekommen Schulungen, um antisemitische Vorfälle zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Der Austausch mit jüdischen Organisationen und Zeitzeuginnen wird gefördert, um Vorurteile abzubauen und Wissen zu vermitteln.
In der Strafverfolgung müssen Polizei und Justiz antisemitische Straftaten mit Nachdruck ahnden. Ermittlungsgruppen mit Spezialwissen einzurichten und die Strafverfolgungsbehörden besser zu sensibilisieren, sind entscheidende Maßnahmen. Um die Dunkelziffer antisemitischer Vorfälle zu reduzieren und Betroffenen den Zugang zu Unterstützung zu erleichtern, erwägt die Landesregierung die Schaffung einer zentralen Meldestelle für solche Vorfälle.
Die Bewachung jüdischer Einrichtungen ist eine kontinuierliche Aufgabe. Technische Sicherheitsvorkehrungen wie Überwachungskameras, Alarmanlagen und Zugangskontrollen werden neben der personellen Präsenz der Polizei weiter optimiert. Um die finanziellen Belastungen der Gemeinden zu reduzieren, übernehmen die öffentlichen Haushalte zunehmend die Kosten für diese Maßnahmen.
Man verstärkt die Initiativen gegen Hass und Hetze im digitalen Raum. Soziale Netzwerke müssen antisemitische Inhalte entfernen und strafbare Beiträge an die Behörden melden. Medienkompetenzbildungsprojekte haben das Ziel, Jugendliche für die Gefahren von Verschwörungstheorien und Hassrede zu sensibilisieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stärkung der Erinnerungskultur. Kulturelle Projekte, Museen und Gedenkstätten bekommen zusätzliche Mittel, um das Bewusstsein für die Geschichte des Antisemitismus und die Bedeutung jüdischen Lebens zu stärken. Öffentliche Events, Ausstellungen und Diskussionsforen ermöglichen Begegnungen und den Austausch von Ideen.
Die Zusammenarbeit zwischen Politik, Zivilgesellschaft und jüdischen Organisationen wird verstärkt. Gegen Antisemitismus arbeiten Runder Tische, Netzwerke und Bündnisse daran, gemeinsame Strategien und Maßnahmen zu entwickeln. Ein wichtiger Bestandteil ist es, Migrantenorganisationen und muslimische Gemeinden einzubeziehen, um Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.
Alles in allem ist es evident, dass die Bekämpfung des Antisemitismus ein langfristiger Prozess ist, der Einsatz, Ressourcen und ein gesellschaftliches Commitment braucht. Die Lehren aus den letzten Jahren zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt – aber wir müssen mit Entschlossenheit handeln, um jüdisches Leben in Berlin zu schützen und eine offene, demokratische Gesellschaft zu bewahren.