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Aktivisten trotzen Badeverbot und schwimmen in der Spree

Trotz Badeverbot protestieren Aktivisten in der Spree und machen auf ihre Anliegen mit einer Schwimmaktion aufmerksam.

Aktivisten schwimmen trotz verbotenem Badevergnügen.

Das Thema, ob man in der Berliner Spree baden sollte, wird schon fast so lange diskutiert wie das Badeverbot besteht. Vor genau 100 Jahren verbot man in der Berliner Innenstadt das Schwimmen im Fluss – aus Gründen der Hygiene, Sicherheit und zur Wahrung der öffentlichen Ordnung. In den vergangenen Jahren hat sich eine Bewegung rund um das Flussbad-Projekt gebildet, die das Verbot in Frage stellt und ein natürliches Badeerlebnis im Herzen der Hauptstadt fordert. Nun findet dieser Wunsch seinen Ausdruck in einer ganz besonderen Protestform: Immer mehr Berlinerinnen und Berliner gehen trotz Verbot ins Wasser, um für die Öffnung der Spree als öffentlich zugängliches Badegewässer zu demonstrieren. Hunderte von Aktivisten, Unterstützenden und Interessierten trafen sich am Dienstag wieder an der Museumsinsel, um im Rahmen einer organisierten Mitschwimm-Demo ein Zeichen zu setzen.

Man darf die Symbolkraft dieser Form des Protests nicht unterschätzen. Während Städte wie Paris oder Kopenhagen ihren Flüssen schon wieder als Badeorte neues Leben eingehaucht haben, ist Berlin in dieser Hinsicht zurückhaltend. Es gibt zahlreiche Gründe: Diese reichen von hygienischen Bedenken über bürokratische Hürden bis hin zu infrastrukturellen Schwierigkeiten. Die Entwicklung der Mitschwimm-Demos beweist jedoch, dass das Thema sehr relevant ist. Es handelt sich um mehr als nur den Sommer über kühl bleiben zu wollen. Das Baden in der Spree ist vielmehr ein Symbol für eine neue urbane Lebensqualität, das Recht auf öffentlichen Raum und nicht zuletzt für ein neues ökologisches Bewusstsein im Umgang mit den Gewässern der Stadt.

Nach Aussage der Organisatoren des Flussbad Berlin e.V. geht es ihnen längst nicht mehr nur um die Forderung nach einer legalen Bademöglichkeit. Eine Transformation soll initiiert werden, die die Spree als Lebensader der Stadt neu definiert: als Raum der Begegnung, der Erholung und als ökologisches Vorzeigeprojekt. Deshalb sind die Mitschwimm-Demos nicht nur Demonstrationen, sondern auch öffentliche Versammlungen, wo Themen wie Wasserqualität, Stadtentwicklung und Umweltschutz besprochen werden. Die Initiativen erhalten Unterstützung von einer immer größer werdenden Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern sowie von bekannten Persönlichkeiten aus den Bereichen Architektur, Wissenschaft und Politik.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Berliner Senat und die zuständigen Behörden sich von dieser Bewegung überzeugen lassen. Offiziell heißt es bisher: Das Badeverbot bleibt bestehen. Die Verwaltung weist auf Risiken hin, die durch Keime, den Schiffsverkehr und die noch immer unzureichende Wasseraufbereitung entstehen. Aber der Druck steigt, andere Optionen zu betrachten und das Potenzial der Spree als öffentlichen Erholungsraum neu zu gestalten. Die Mitschwimm-Demos sind also nicht nur ein Protest gegen ein veraltetes Gesetz, sondern auch ein Indikator dafür, wie bereit die Stadt ist, sich auf neue Formen des Zusammenlebens einzulassen.

Das historische Badeverbot – Ursprung und Entwicklung

Früher war es erlaubt, in der Spree zu baden. In den 19. und frühen 20. Jahrhundert war das Schwimmen im Fluss sogar eine gesellschaftlich akzeptierte Form der Erholung. Noch bevor Freibäder und öffentliche Schwimmanlagen in größerem Umfang existierten, waren die Berlinerinnen und Berliner die Spree und ihre Nebenarme als natürliche Badestellen genutzt. Zahlreiche Belege für den damaligen Badebetrieb – oft improvisiert, aber immer mit großer Begeisterung – sind in alten Zeitungsberichten und Fotografien zu finden.

Im Jahr 1925 kam die Wende. Die Stadtverwaltung hat ein generelles Badeverbot für die Innenstadt ausgesprochen. Die Ursachen waren unterschiedlich: Einerseits führte die starke Industrialisierung Berlins dazu, dass die Spree mit Abwässern und Schadstoffen erheblich belastet wurde. Ohne den Ausbau moderner Kläranlagen war die Gefahr von durch kontaminiertes Wasser übertragenen Krankheiten wie Typhus, Ruhr oder Cholera sehr real und wurde dadurch noch verstärkt. Einerseits führte der zunehmende Schiffsverkehr immer öfter zu gefährlichen Situationen, besonders in den engen Kanälen des Stadtzentrums. Auch die Sittlichkeit und die öffentliche Ordnung waren in den Beweggründen der damaligen Verwaltung wichtig – vor allem im Hinblick auf die moralischen Ansichten des frühen 20. Jahrhunderts.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Badeverbot immer wieder bekräftigt und erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Thema zunächst vergessen, weil andere Prioritäten wie Wiederaufbau und Versorgung dominierten. Es war erst in den 1970er und 1980er Jahren, als die bundesweiten Umweltbewegungen die Wasserqualität der Berliner Flüsse wieder ins öffentliche Gespräch brachten. Trotz alledem blieb das Verbot bestehen und wurde selbst nach der Wiedervereinigung nicht aufgehoben. Die Regelung, dass man in der Spree im Innenstadtbereich nicht baden oder schwimmen darf, ist nach wie vor in der Verordnung über das Baden und Schwimmen in Berliner Gewässern zu finden.

Das Badeverbot zeigt also nicht nur, wie sich die hygienischen Standards und die Technik verändert haben, sondern auch, wie sich die Gesellschaft in Bezug auf öffentliche Räume gewandelt hat. In den letzten Jahrzehnten wurde das Baden im urbanen Fluss vielerorts als Relikt der Vergangenheit angesehen, doch diese Praxis erlebt jetzt eine bemerkenswerte Renaissance – und stellt die alten Regeln in Frage.

Das Flussbad-Projekt – Vision und Realität

In den letzten Jahren sind die Mitschwimm-Demos in Berlin ein Phänomen, das immer mehr Leute wahrnehmen. Im Unterschied zu herkömmlichen Straßen- und Platzdemonstrationen verlegen diese Aktionen den Protest buchstäblich ins Wasser. In der Regel organisiert der Verein Flussbad Berlin diese Veranstaltungen, unterstützt von anderen Initiativen und einer wachsenden Gemeinschaft engagierter Bürgerinnen und Bürger. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln sich an den zuvor angekündigten Orten – meist rund um die Museumsinsel – und gehen gemeinsam ins Wasser, oft mit bunten Schwimmutensilien oder Transparenten.

Die Symbolik dieser Protestform ist klar: Indem man mitschwimmt, stellt man das bestehende Badeverbot in Frage; man verletzt dessen Regeln, aber auf eine friedliche und öffentlichkeitswirksame Weise. Die Aktionen wurden als bewusster ziviler Ungehorsam geplant; sie sollen die Absurdität des alten Verbots aufzeigen und zugleich beweisen, dass eine neue Nutzung der Spree möglich ist. Die Organisatoren achten jedoch auf verantwortungsvolles Verhalten: Die Teilnehmenden werden über mögliche Gefahren informiert, Schwimmhilfen und Rettungsboote sind bereit, und der Verlauf der Demo wird an die aktuelle Wasserqualität und die Wetterbedingungen angepasst.

Ein weiterer Grund, warum die Mitschwimm-Demos bemerkenswert sind, ist, dass sie unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen vereinen. Neben Aktivisten und Umweltschützern sind auch Familien, Studierende, Kulturschaffende und manchmal sogar lokale Politiker dabei. Die Aktionen werden von Medien begleitet und verbreiten sich in sozialen Netzwerken weit. Eine weit über den unmittelbaren Protest hinausgehende Dynamik entsteht: Die Demos verwandeln sich in ein öffentliches Diskussionsforum über Stadtentwicklung, Umwelt- und Gesundheitspolitik.

Neben der Spree in Berlin finden ähnliche Aktionen auch in anderen europäischen Städten statt – wie zum Beispiel in Paris, Zürich oder Kopenhagen. An manchen Orten haben die Proteste bereits zu konkreten Projekten geführt: In Kopenhagen wurden zum Beispiel spezielle Schwimmbereiche angelegt, die heute von vielen Menschen genutzt werden. Aus diesem Grund sind die Mitschwimm-Demos in Berlin Teil einer globalen Bewegung, die den Zugang zu urbanen Gewässern als Bürgerrecht sieht und kreative Antworten auf die Probleme der Stadtökologie fordert.

Stadtgesellschaft im Wandel – Der Wunsch nach öffentlichem Raum

Die Wasserqualität der Spree im Berliner Stadtzentrum wird seit vielen Jahren intensiv untersucht und diskutiert. Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss als hochgradig verschmutzt angesehen. Durch die direkte Einleitung von Abwässern aus Haushalten, Industrie und Gewerbe wurden Gewässer erheblich mit organischen und chemischen Schadstoffen belastet. Es kam zu Infektionskrankheiten, und zeitweise war die Spree eine ökologische Problemzone.

In den letzten Jahrzehnten ist die Lage erheblich besser geworden. Die Modernisierung von Kläranlagen, die Renovierung alter Kanäle und das Erlassen strengerer Umweltauflagen sind Maßnahmen, die die Wasserqualität deutlich verbessert haben. Den neuesten Informationen des Berliner Umweltbundesamtes und der Senatsverwaltung für Umwelt zufolge liegen viele Schadstoffwerte heute unter den gesetzlichen Grenzwerten. Trotz allem ist die Wasserqualität der Spree ein sensibles Thema, besonders nach heftigen Regenfällen, wenn es zu Mischwasserüberläufen kommt. Um das städtische System zu entlasten, werden Abwässer aus der Kanalisation ungefiltert in die Spree geleitet – dies hat entsprechende Auswirkungen auf die Keimbelastung.

In Bezug auf das Baden heißt das, dass die Wasserqualität im Verlauf eines Tages erhebliche Schwankungen haben kann. An normalen Tagen sind die mikrobiologischen Werte oft unbedenklich, doch nach Unwettern können sie kurzfristig deutlich ansteigen. Aus diesem Grund arbeiten die Organisatoren der Mitschwimm-Demos eng mit Umweltbehörden zusammen und lassen die Wasserqualität vor den Aktionen regelmäßig testen. Die neuesten Messmethoden erlauben es, die Belastung mit E.coli-Bakterien und anderen Keimen in nur wenigen Stunden zu erfassen.

In Berlin laufen parallel zu diesen Bemühungen die Arbeiten an technischen Lösungen, die darauf abzielen, die Wasserqualität langfristig zu verbessern. Hierzu gehören das Errichten zusätzlicher Retentionsbecken, das Verbessern der Kläranlagen und das Begrünen von Uferzonen. Man will die Belastungsspitzen nach Regenereignissen minimieren und den Fluss ökologisch aufwerten. Die Erfahrungen anderer Städte belegen, dass man mit solchen Aktionen in nur wenigen Jahren die Qualität der Badegewässer erheblich verbessern kann.

Auch wenn es Fortschritte gibt, bleibt die Diskussion über das Baden in der Spree ein Balanceakt zwischen Sicherheitsbedenken und dem Streben nach urbaner Lebensqualität. Die Mitschwimm-Demos zeigen, dass viele Berlinerinnen und Berliner sich für einen besseren Zugang zum Fluss einsetzen, wenn die Wasserqualität es zulässt.

Die Mitschwimm-Demos als neue Protestform

Es ist nicht nur in Berlin, dass man auf die Idee kommt, Flüsse in der Stadt als öffentliche Badegewässer zu nutzen. Zahlreiche europäische Städte haben in den letzten Jahren mit ähnlichen Initiativen großartige Erfolge erzielt, indem sie den Fluss als einen zentralen Bestandteil der urbanen Lebensqualität neu definiert haben. Die Betrachtung internationaler Beispiele verdeutlicht, wie unterschiedlich Städte ihre Gewässer nutzen und welches Potenzial auch Berlin hat.

Kopenhagen wird als ein hervorragendes Vorbild angesehen. In den 1990er Jahren verwandelte man den Hafen von einem stark verschmutzten Industriebecken zu einem beliebten Badeziel. Die Stadt hat große Summen in die Modernisierung der Abwasserinfrastruktur gesteckt, Regenüberläufe mit automatischen Schließsystemen ausgestattet und mehrere öffentliche Hafenbäder mit gesicherter Wasserqualität eingerichtet. Heutzutage sind die Schwimmbereiche – wie am Islands Brygge oder Fisketorvet – wichtige Treffpunkte für die Menschen und stehen als Zeichen für das erfolgreiche Zusammenspiel von Stadtentwicklung und Umweltschutz.

Zürich hat ebenfalls eine Wiederentdeckung seiner Flüsse erfahren. Durch gezielte Renaturierungsprojekte und Investitionen in die Wasserreinigung sind die Limmat und die Sihl nun wieder für das Baden geeignet. Das "Flussbad Oberer Letten" ist heute ein beliebter Treffpunkt und wird jährlich von zehntausenden Leuten besucht. Außerdem hat die Stadt spezielle Schwimmzonen eingerichtet und ein Sicherheitskonzept erstellt, das den Schiffsverkehr und die Bedürfnisse der Badegäste vereint.

Ein bedeutender Fortschritt wurde 2017 in Paris mit dem Projekt "Paris Plages" erzielt: Nach vielen Jahren der Verschmutzung wurden Teile der Seine erstmals wieder zum Baden freigegeben. Die Stadtverwaltung hat in eine gründliche Sanierung der Kanalisation investiert und zudem temporäre Badestellen geschaffen, die von Anwohnern und Touristen genutzt werden. Das langfristige Ziel ist es, mehrere öffentliche Flussbäder dauerhaft zu betreiben.

An diesen Beispielen wird deutlich, dass das Flussbaden mehr ist als ein nostalgisches Überbleibsel aus der Vergangenheit. Es repräsentiert eine neue urbane Lebensqualität, die Prinzipien der Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung und ein neues Verhältnis zur Natur umfasst. Die Lehren aus Kopenhagen, Zürich und Paris zeigen, dass die Schwierigkeiten – von der Wasserreinigung bis zur Verkehrssicherheit – bewältigt werden können, wenn es den politischen Willen gibt und man ausreichend in Infrastruktur investiert.

Diese internationalen Modelle sind für Berlin eine wichtige Inspirationsquelle. Viele der Konzepte, die sich in anderen Städten bewährt haben, werden von den Mitschwimm-Demos und dem Flussbad-Projekt aufgegriffen und an die besonderen Bedingungen der Spree angepasst. Sie beweisen, dass selbst in Berlin der Weg zu einem offenen, zugänglichen und sauberen Fluss möglich ist.

Wasserqualität und Hygiene – Herausforderungen und Fortschritte

Seit über zehn Jahren ist das Flussbad-Projekt Berlin ein wichtiger Teil der Diskussion über das Baden in der Spree. Der Verein, gegründet von einem interdisziplinären Team aus Architekten, Stadtplanern und Umweltwissenschaftlern, hat das Ziel, einen Abschnitt der Spree nahe der Museumsinsel als öffentliches Badegewässer zu erschließen. Der Plan: Auf etwa 1,8 Kilometern soll die Spree zwischen Bode-Museum und Fischerinsel in eine ökologische Badelandschaft umgestaltet werden, die Erholung bietet und gleichzeitig ein ökologisches Vorzeigeprojekt ist.

Die Idee ist, das Flusswasser in einem speziellen Klärbereich mit Pflanzenfiltern zu säubern, bevor es in den Badebereich gelangt. So wird gewährleistet, dass die Wasserqualität den strengen Vorgaben der EU-Badegewässerrichtlinie entspricht. Uferbereiche sollen gleichzeitig naturnah gestaltet werden, neue Wasserzugänge geschaffen und der bestehende Schiffsverkehr sicher umgeleitet werden. Ein weiteres Projektziel ist es, die städtische Biodiversität zu fördern: Mit der Schaffung von Flachwasserzonen und der Renaturierung von Uferbereichen sollen neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden.

Im Laufe der letzten Jahre haben viele das Flussbad-Projekt und seine Vision unterstützt. Das Projekt wird nicht nur von privaten Spendern und Stiftungen unterstützt, sondern auch von Bund, Land und EU als Förderern. Im Rahmen des Bundesprogramms "Nationale Projekte des Städtebaus" sind bereits mehrere Millionen Euro für Machbarkeitsstudien, Planungen und erste Bauabschnitte vorgesehen. Berlin hat das Projekt offiziell in ihre Stadtentwicklungsstrategie aufgenommen und arbeitet mit den Initiatoren zusammen, um es umzusetzen.

Even with these advancements, challenges persist. Es sind langwierige Prozesse, die technische Umsetzung der Wasserreinigung zu realisieren, dies mit dem Schiffsverkehr abzustimmen und es in das denkmalgeschützte Umfeld der Museumsinsel zu integrieren. Kritiker weisen außerdem darauf hin, dass das Projekt bislang hauptsächlich auf symbolischer Ebene Wirkung zeigt, während die reale Umsetzung nur langsam vorangeht. Die Organisatoren weisen darauf hin, dass massive Infrastrukturprojekte in Städten normalerweise Zeit brauchen und dass die Mitschwimm-Demos helfen, den politischen Druck aufrechtzuerhalten.

Das Flussbad-Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Umgang mit urbanen Gewässern verändert. Es bringt ökologische, städtebauliche und soziale Ziele zusammen und beweist, wie kreative Projekte dazu beitragen können, das Stadtbild nachhaltig zu verändern.

Internationale Vorbilder – Flussbaden in anderen Metropolen

Es gibt zahlreiche rechtliche und administrative Hürden, die das Baden in der Spree erschweren. Das Badeverbot, welches seit 1925 besteht, ist in der Verordnung über das Baden und Schwimmen in Berliner Gewässern eindeutig festgelegt und wird von den zuständigen Stellen regelmäßig überwacht. Die Verwaltung ist der Ansicht, dass das Verbot nötig ist, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und Unfälle zu vermeiden. Vor allem die Gefahr durch Keime im Wasser und der hohe Schiffsverkehr sind wesentliche Gründe, warum das Verbot beibehalten wird.

Immer wieder hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz in den letzten Jahren betont, dass das Verbot nur aufgehoben werden kann, wenn die Wasserqualität dauerhaft gesichert ist und ein schlüssiges Sicherheitskonzept vorliegt. Es ist notwendig, nicht nur technische Lösungen zur Reinigung des Flusswassers umzusetzen, sondern auch neue Regelungen für den Schiffsverkehr, Rettungsdienste und die Überwachung des Badebetriebs zu schaffen. Man sieht die Kosten und den bürokratischen Aufwand, der mit einer solchen Umstellung verbunden ist, als erheblich.

Das Thema ist politisch umstritten. Die Unterstützung der Flussbad-Initiative und der Öffnung der Spree für das Baden kommt von den Grünen und der Linken, während andere Parteien eher skeptisch sind. Die CDU weist auf Sicherheitsrisiken und Haushaltsfragen hin, während die SPD eine schrittweise Prüfung und Einbindung aller relevanten Akteure fordert. Im Berliner Abgeordnetenhaus wird das Thema regelmäßig behandelt, aber es gab bisher keine abschließende Beschlussfassung dazu.

Es existieren auch auf Bundesebene Rahmenbedingungen, die beachtet werden müssen. Die EU-Badegewässerrichtlinie legt hohe Anforderungen an die Wasserqualität und das Management von öffentlichen Badeplätzen fest. Um eine Genehmigung für das Flussbaden zu erhalten, müsste die Spree im geplanten Bereich also dauerhaft die geforderten Grenzwerte einhalten, und es müssten entsprechende Überwachungsmechanismen eingerichtet werden.

In diesem Zusammenhang üben die Mitschwimm-Demos politischen Druck aus. Sie zeigen, dass die Bevölkerung stark an einer Öffnung der Spree interessiert ist und dass es kreative Lösungen braucht. Die Aktionen verdeutlichen auch, dass die bestehenden Gesetze und Verordnungen immer öfter in Frage gestellt werden – nicht zuletzt, weil sie den aktuellen Bedürfnissen und Wertvorstellungen einer modernen Stadtgesellschaft widersprechen.

Verwaltung, Politik und Gesetzgebung – Hürden für das Baden

Das Baden in der Spree betrifft nicht nur Hygiene und Sicherheit; es ist auch ein Zeichen für ein neues Verständnis von öffentlichem Raum. In den letzten Jahren haben viele europäische Städte einen Trend gesehen: Immer mehr Menschen verlangen Zugang zu natürlichen Ressourcen im urbanen Raum – sei es durch Parks, Flussufer oder eben Badegewässer. Diese Veränderung gehört zu einem gesellschaftlichen Wandel, der mehr Lebensqualität, soziale Teilhabe und ökologische Nachhaltigkeit anstrebt.

Dieser Wandel zeigt sich in Berlin durch viele Initiativen. Neben dem Projekt Flussbad setzen sich Bürgervereine, Umweltorganisationen und Nachbarschaftsinitiativen dafür ein, öffentliche Räume zu öffnen und aufzuwerten. Die Mitschwimm-Demos sind nur die sichtbarste Spitze einer umfassenderen Bewegung, die den Anspruch auf Teilhabe an städtischen Ressourcen formuliert. Für viele Beteiligte ist es nicht nur eine Frage des individuellen Badevergnügens, sondern um das Recht auf Stadt – also das Recht, mitzubestimmen, wie der öffentliche Raum genutzt und gestaltet wird.

Die Diskussion über das Flussbaden berührt grundlegende Aspekte der Stadtentwicklung. Wie sollten öffentliche Räume in einer sich entwickelnden Metropole entworfen werden? Wer legt fest, wie sie genutzt werden? Und wie lassen sich ökologische, soziale und kulturelle Belange harmonisieren? Die Beispiele aus anderen Städten belegen, dass Flussbäder eine neue urbane Identität schaffen können – als Begegnungsstätten, Erholungsorten und Plattformen für Austausch.

In Berlin wird die Spree immer mehr in solche Überlegungen einbezogen. Angesichts der zunehmenden Dichte, der heißeren Sommer und dem Bedürfnis nach nachhaltiger Mobilität ist es attraktiver denn je, Wasserflächen zugänglich zu machen. So wird das Flussbaden zu einem Zeichen für eine Stadtgesellschaft im Wandel – und für die Fähigkeit, kreative Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu finden.

Sicherheit, Infrastruktur und Zukunftsperspektiven

Die Sicherheit ist ein zentrales Argument in der Debatte über das Baden in der Spree. Neben der Qualität des Wassers sind vor allem der Schiffsverkehr, die Strömungsverhältnisse und die Infrastruktur für Rettungsdienste von Bedeutung. Im Zentrum der Stadt ist die Spree eine belebte Wasserstraße, auf der täglich Ausflugsschiffe, Frachter und Boote verkehren. Es ist daher wichtig, Bade- und Schifffahrtszonen sicher voneinander zu trennen.

In einigen Städten gibt es spezielle Schwimmbereiche für Flussbäder, die durch bauliche Maßnahmen – wie Pontons, Schwimmstege oder Barrieren – vom restlichen Fluss abgetrennt sind. Rettungsschwimmer, Notrufsysteme und regelmäßige Wasserproben sind Standard. Die Infrastruktur wird entworfen, um im Notfall schnelle Hilfe zu ermöglichen und die Badegäste über mögliche Gefahren zu warnen.

In Berlin existieren mittlerweile mehrere Gutachten und Machbarkeitsstudien, die Ansätze darstellen, um eine sichere Flussbaden-Nutzung zu ermöglichen. Das umfasst die Umleitung des Schiffsverkehrs, die Einrichtung von Flachwasserzonen und die Einbindung moderner Überwachungstechnik. Außerdem umfasst das Flussbad-Projekt die Einrichtung von Rettungsstationen und die Umsetzung eines umfassenden Sicherheitskonzepts.

Ob das Flussbaden in Berlin eine Zukunft hat, hängt stark davon ab, ob Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft bereit sind, in die notwendige Infrastruktur zu investieren. Die Mitschwimm-Demos haben den großen Wunsch nach einem offenen, zugänglichen und sicheren Fluss demonstriert. Es wurde jedoch auch klar, dass es einen langen Atem und kreative Ansätze braucht, um die zahlreichen Herausforderungen zu bewältigen.

Die Umwandlung der Spree in ein öffentliches Badegewässer ist also nicht nur eine technische Herausforderung, sondern vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe. Sie braucht Teamarbeit, Kommunikation und die Offenheit, neue Ansätze zu verfolgen – genau wie die Demonstranten, die gegen das Badeverbot in der Spree anschwimmen.