Gesellschaft

Fortführung der Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen

Die Beratungsstelle für von Gewalt betroffene Frauen bleibt bestehen und bietet weiterhin Unterstützung und Hilfe an.

Hilfezentrum bleibt Frauen weiterhin erhalten.

Am Berliner Ostbahnhof eröffnete im August 2024 eine Bundespolizei-Anlaufstelle, die speziell Frauen anspricht, die von Gewalt betroffen sind oder sich bedroht fühlen. Dieses Angebot, welches ursprünglich als Pilotprojekt des Bundesinnenministeriums gestartet wurde, hat sich schnell zu einer wichtigen Einrichtung zum Schutz von Frauen in Berlin entwickelt. Die Anlaufstelle wurde rund um die Uhr besetzt, um Gewaltopfern einen niedrigschwelligen Zugang zu Hilfe und Unterstützung zu bieten; sie steht seitdem allen offen, die in einer akuten Notlage sind oder Beratung brauchen. Im ersten Jahr war die Resonanz auf das Angebot bereits enorm: Viele Frauen suchten bei den speziell geschulten Polizeibeamtinnen Schutz, Hilfe oder einfach nur ein offenes Ohr.

Die Entscheidung, die Anlaufstelle bis mindestens 2027 um zwei Jahre zu verlängern, basiert auf den weiterhin hohen Fallzahlen von Gewalt gegen Frauen und dem wachsenden Zuspruch. Die Bundespolizei macht darauf aufmerksam, dass der Bedarf an direkter, persönlicher Hilfe nach wie vor groß ist. An einem belebten Ort wie dem Ostbahnhof in Berlin, wo täglich tausende Menschen vorbeikommen, ist die Anwesenheit einer solchen Einrichtung ein starkes Zeichen gegen Gewalt und für eine solidarische, wachsame Gemeinschaft. Die Anlaufstelle ist mehr als nur ein Schutzraum – sie symbolisiert, dass das Thema Gewalt gegen Frauen nicht tabuisiert, sondern aktiv bekämpft wird.

Im Jahr 2025 sind solche Schutzangebote immer noch von gesellschaftlicher Relevanz. Die Zahlen belegen, dass Gewalt gegen Frauen kein Randphänomen ist: Frauenhäuser, Beratungsstellen und Polizeidienststellen berichten bundesweit von einer konstant hohen Zahl der Fälle von häuslicher und sexualisierter Gewalt. Aber aus Angst, Scham oder Unsicherheit scheuen viele Betroffene den Weg zur Polizei oder zu Hilfsorganisationen. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof will genau an dieser Stelle ansetzen, Hemmschwellen abbauen und unkomplizierte Hilfe leisten – durch niedrigschwellige Zugänge, diskrete Beratung und eine enge Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen.

In acht thematischen Abschnitten werden das Konzept der Anlaufstelle, die Gründe für die Verlängerung, die Arbeit der Mitarbeiterinnen, die konkrete Hilfe für Betroffene, die gesellschaftlichen Herausforderungen sowie die Rollen von Politik und Zivilgesellschaft detailliert betrachtet.

Entstehung und Konzept der Anlaufstelle am Ostbahnhof

Die Anlaufstelle am Ostbahnhof, die im August 2024 eröffnet wurde, ist eine Antwort auf die besorgniserregenden Statistiken über Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Wie das Bundeskriminalamt berichtet, wurden im Jahr 2023 über 143.000 Fälle von Partnerschaftsgewalt erfasst; die Dunkelziffer ist jedoch, wie man weiß, noch viel höher. Die Wahl des Berliner Ostbahnhofs als Standort ist nicht ohne Grund: Er ist eines der größten Verkehrsdrehkreuze der Hauptstadt und ein Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen – darunter auch solche, die sich in einer akuten Notlage befinden.

Die Anlaufstelle gehört zu einem bundesweiten Pilotprojekt, das vom Bundesinnenministerium ins Leben gerufen wurde. Das Ziel ist es, neue Ansätze im Opferschutz zu testen und die Erreichbarkeit für Betroffene zu verbessern. Es ist vorgesehen, dass Frauen, egal welche Nationalität, welchen Aufenthaltsstatus oder welche Lebenssituation sie haben, Schutz und Beratung bekommen. Die Einrichtung ist rund um die Uhr geöffnet und besetzt mit erfahrenen, speziell geschulten Mitarbeiterinnen, die gewaltbetroffenen Frauen auf die besonderen Bedürfnisse und Belastungen eingehen können.

Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Niedrigschwelligkeit: Die Anlaufstelle befindet sich im Bahnhofsgebäude und ist leicht zu finden; sie wurde bewusst so gestaltet, dass Hemmschwellen minimiert werden. Dort können Frauen sich ohne Anmeldung oder Termin vorstellen, sei es in akuten Notlagen, für vertrauliche Gespräche oder um Informationen über weitere Hilfsangebote zu erhalten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass man vor Ort Anzeige erstatten kann oder an spezialisierte Beratungsstellen, Frauenhäuser oder medizinische Hilfe weitergeleitet wird.

Ein weiterer Bestandteil des Konzepts ist die enge Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen Behörden. Die Mitarbeiterinnen erhalten regelmäßige Schulungen und Unterstützung von Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und Dolmetscherinnen. Die Multiprofessionalität hat das Ziel, dass Betroffene eine ganzheitliche und passgenaue Unterstützung erhalten. Die Anlaufstelle hat das Ziel, nicht nur kurzfristig Hilfe zu leisten, sondern auch langfristige Unterstützungswege zu finden.

Beweggründe für die Verlängerung und aktuelle Zahlen

Die Entscheidung, das Angebot am Ostbahnhof für mindestens zwei weitere Jahre fortzuführen, ist das Ergebnis einer gründlichen Bewertung der bisherigen Erfahrungen und Fallzahlen. Im ersten Jahr des Betriebs war die Nutzung bereits deutlich höher als die Erwartungen es prognostiziert hatten. Seit August 2024 haben über 1.500 Frauen die Anlaufstelle aufgesucht – sei es wegen akuter Bedrohung, erlittener Gewalt oder aus Sorge um ihre Sicherheit. Die Bundespolizei hebt hervor, dass Frauen aller Altersgruppen und Hintergründe betroffen waren: von jungen Erwachsenen bis zu Seniorinnen, von Berlinerinnen über Touristinnen bis hin zu Frauen ohne festen Wohnsitz.

Die hohe Fallzahl ist ein Zeichen für eine bundesweit beobachtbare Entwicklung. Wie das Bundesfamilienministerium berichtet, wurden im Jahr 2024 etwa 150.000 Fälle von Gewalt gegen Frauen angezeigt, doch Experten glauben, dass die Dunkelziffer erheblich ist. Für viele Menschen haben die Jahre der Pandemie die Situation noch verschärft; Isolation und finanzielle Engpässe haben als Katalysatoren für häusliche Gewalt gewirkt. Auch nach dem Ende der pandemischen Ausnahmesituation bleibt das Problem auf hohem Niveau bestehen.

Ein weiterer Grund für die Verlängerung ist das positive Feedback von Nutzerinnen und der Fachöffentlichkeit. Die Möglichkeit, anonym und ohne bürokratische Hürden Hilfe zu bekommen, wurde von vielen Frauen dankbar angenommen. Fachverbände wie der Deutsche Frauenrat oder der Bundesverband Frauenberatungsstellen betrachten die Anlaufstelle als ein wichtiges Modellprojekt, das die dringend benötigten Lücken im Opferschutz schließt. Selbst die Polizei zieht eine positive Bilanz: Eine enge Zusammenarbeit mit Beratungsstellen und die schnelle Weitervermittlung in sichere Unterkünfte oder zu therapeutischen Angeboten haben sich oft bewährt.

In diesem Zusammenhang haben die Bundespolizei und das Bundesinnenministerium beschlossen, die Anlaufstelle bis mindestens 2027 fortzuführen. Es ist auch vorgesehen, die Erfahrungen aus dem Berliner Modell systematisch zu evaluieren und auf andere Großstädte zu übertragen. Das Ziel ist es, ein bundesweites Netzwerk von vergleichbaren Anlaufstellen zu schaffen, um den Schutz und die Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen weiter zu verbessern.

Aufgaben und Herausforderungen der Mitarbeiterinnen

Die Mitarbeiterinnen der Anlaufstelle leisten eine anspruchsvolle Arbeit, da sie täglich traumatisierten und verängstigten Frauen begegnen. Das Team besteht aus Polizeibeamtinnen, Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Dolmetscherinnen. Alle sind sie speziell ausgebildet, um mit Gewaltopfern umzugehen, und besitzen Kenntnisse in Gesprächsführung, Krisenintervention und interkultureller Kommunikation.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Mitarbeiterinnen ist es, ein sicheres und vertrauensvolles Umfeld zu schaffen. Viele Betroffene erzählen, dass sie sich zum ersten Mal jemandem anvertrauen oder nach Hilfe suchen, nachdem sie jahrelang Gewalt erfahren haben. In solchen Momenten braucht man nicht nur Empathie, sondern auch die Fähigkeit, schnell und passend zur Situation zu handeln. Sie informieren über Rechte und Optionen, helfen beim Erstellen der Anzeige und vermitteln gegebenenfalls an spezialisierte Hilfsangebote.

Es ist besonders herausfordernd, das Gleichgewicht zwischen dem polizeilichen Auftrag und der sozialarbeiterischen Unterstützung zu wahren. Einerseits stehen Schutz und Strafverfolgung im Vordergrund, während es andererseits wichtig ist, die individuellen Bedürfnisse der Frauen zu berücksichtigen und sie nicht zu bevormunden. Um die bestmögliche Unterstützung zu bieten, arbeiten die Mitarbeiterinnen eng mit externen Beratungsstellen, Frauenhäusern, medizinischen Einrichtungen und Rechtsanwälten zusammen.

Um die Belastung der Mitarbeiterinnen zu reduzieren und ihre Handlungskompetenz zu stärken, sind regelmäßige Schulungen und Supervisionen vorgesehen. Es erfordert viel Professionalität und Selbstfürsorge, wenn man als Fachkraft die traumatischen Erlebnisse der Betroffenen und die eigenen emotionalen Reaktionen darauf behandelt. Aus diesem Grund hat die Bundespolizei spezielle Fortbildungsprogramme und psychologische Unterstützungsangebote für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen.

Neben der direkten Arbeit mit Betroffenen übernehmen die Mitarbeiterinnen auch wichtige Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit. Sie informieren über das Angebot der Anlaufstelle, sensibilisieren das Bahnhofspersonal und kommunizieren mit zivilgesellschaftlichen Initiativen. Das Ziel ist es, das Thema Gewalt gegen Frauen dauerhaft ins öffentliche Bewusstsein zu bringen und den Betroffenen den Zugang zu Hilfe zu erleichtern.

Hilfsangebote und Ablauf der Unterstützung

Die Anlaufstelle am Ostbahnhof ist die erste Adresse für Frauen, die Gewalt erfahren haben oder Schutz suchen. Es ist ein Angebot, das alle Frauen umfasst, egal woher sie kommen, welchen Aufenthaltsstatus sie haben oder in welcher Lebenssituation sie sich befinden. Die Unterstützung ist kostenlos, anonym und 24/7 verfügbar – das ist ein entscheidender Vorteil für Betroffene, die oft unvorhersehbar und kurzfristig Hilfe brauchen.

Sobald man die Anlaufstelle betritt, führt eine Mitarbeiterin ein vertrauliches Gespräch, um die persönliche Situation zu klären. Der Fokus liegt darauf, akute Bedrohungen abzuwehren, Sicherheit zu schaffen und die nächsten Schritte zu planen. Weitere Aktionen werden je nach Bedarf ergriffen: Dazu gehört etwa, die Polizei einzuschalten, einen Notruf abzusetzen oder eine sichere Unterkunft zu organisieren. Es ist auch möglich, Vermittlungen an medizinische Einrichtungen, Psychologinnen, Rechtsanwältinnen oder spezialisierte Beratungsstellen vorzunehmen.

Für viele Frauen ist die Anlaufstelle die erste Gelegenheit, um Hilfe von Hilfesystemen zu bekommen. Die Mitarbeiterinnen erläutern rechtliche Optionen wie das Gewaltschutzgesetz, begleiten die Anzeigeerstattung und helfen bei der Suche nach weiterführenden Angeboten. Ein wichtiger Aspekt ist die Beratung in mehreren Sprachen – Dolmetscherinnen unterstützen dabei, Sprachbarrieren abzubauen und erleichtern so auch Migrantinnen den Zugang.

Die Räume der Anlaufstelle bieten durch ihr Design Sicherheit und Diskretion. Es gibt separate Gesprächszimmer, einen Wartebereich und die Möglichkeit, sich kurzfristig zurückzuziehen, falls Bedarf besteht. Betroffene Eltern können ihren Kindern Spielmöglichkeiten anbieten. In akuten Gefahrensituationen kann die Polizei sofort eingreifen, indem sie Täter fernhält und Schutzmaßnahmen einleitet.

Die Anlaufstelle bietet nicht nur akute Hilfe, sondern legt auch Wert auf nachhaltige Unterstützung. Es wird Frauen ans Herz gelegt, sich nach dem ersten Kontakt erneut zu melden oder weiterführende Angebote wahrzunehmen, wenn sie es brauchen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Frauenhäusern, Beratungsstellen und anderen Einrichtungen wird gewährleistet, dass Betroffene nicht allein gelassen werden, sondern einen Ausweg aus der Gewaltspirale finden können.

Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Anlaufstelle am Ostbahnhof ist die enge Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Partnern. Vereine, Verbände und Initiativen mit langjähriger Erfahrung und einer breiten Vernetzung tragen viele Hilfsangebote für gewaltbetroffene Frauen. Die Zusammenarbeit umfasst alles, von der Vermittlung an Frauenhäuser über die Organisation von Beratungen bis hin zur psychologischen Betreuung und Begleitung bei Behördengängen.

Die Mitarbeiterinnen der Anlaufstelle kommunizieren eng mit Organisationen wie dem Berliner Frauenhausverbund, dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und dem Weißen Ring. Dank dieser Zusammenarbeit ist es möglich, maßgeschneiderte Lösungen für die oft komplexen Lebenssituationen der Betroffenen zu entwickeln. Frauen, die nicht aus Berlin kommen oder keine spezialisierte Einrichtung benötigen, werden an geeignete Stellen weitervermittelt. Auf unterschiedliche Bedürfnisse kann so schnell und präzise reagiert werden.

Ein wichtiger Punkt ist die Kooperation mit spezialisierten Beratungsstellen für bestimmte Zielgruppen, wie Frauen mit Behinderung, geflüchtete Frauen oder Opfer von Menschenhandel. Um möglichst vielen Betroffenen den Zugang zu erleichtern, sind viele dieser Angebote niedrigschwellig, mehrsprachig und kultursensibel gestaltet. Die Anlaufstelle sieht sich als Bindeglied und Lotse in das umfangreiche Netzwerk der Unterstützungsangebote.

Polizei und Zivilgesellschaft profitieren von regelmäßigen Treffen und Fortbildungen, die den Austausch fördern. Hierbei werden aktuelle Fortschritte, Schwierigkeiten und Best-Practice-Modelle erörtert. Die Bundespolizei hebt hervor, dass die Zusammenarbeit mit NGOs für den Erfolg des Projekts unerlässlich ist. Die Lösung vieler Probleme, die gewaltbetroffene Frauen betreffen, erfordert ein gemeinsames Handeln verschiedener Akteure.

Zudem leisten viele ehrenamtliche Helferinnen und Unterstützerinnen wertvolle Arbeit, indem sie beispielsweise in der Kinderbetreuung, beim Übersetzen oder als Begleitung zu Terminen unterstützen. Dank der breiten Unterstützung durch die Zivilgesellschaft wird die Anlaufstelle am Ostbahnhof nicht nur ein polizeiliches Angebot sein, sondern sich zu einem lebendigen, solidarischen Ort für Frauen in Not entwickeln.

Herausforderungen im Kampf gegen Gewalt an Frauen

Obwohl es viele Fortschritte gibt, bleibt der Kampf gegen Gewalt an Frauen eine erhebliche gesellschaftliche Herausforderung. Statistiken belegen, dass in Deutschland jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens mindestens einmal physische oder sexualisierte Gewalt erlebt. Vielschichtige Faktoren sind dafür verantwortlich: patriarchale Strukturen, traditionelle Rollenbilder, wirtschaftliche Abhängigkeit und auch das Fehlen von Sensibilisierung in Teilen der Gesellschaft.

Ein wesentliches Problem ist die hohe Dunkelziffer. Aus Angst, Scham oder Unsicherheit trauen sich viele Betroffene nicht, Polizei oder Hilfsorganisationen zu kontaktieren. Für Migrantinnen, Frauen ohne Aufenthaltsstatus oder Frauen, die von Armut betroffen sind, sind die Hürden oft besonders hoch. Barrieren durch Sprache, das Fehlen von Informationen über Rechte und ein mangelndes Vertrauen in staatliche Institutionen erschweren den Zugang zur Hilfe.

Selbst das Hilfesystem hat mit Herausforderungen zu kämpfen. In vielen Städten sind Frauenhäuser überfüllt, und die Wartezeiten für Therapieplätze oder Beratungen sind oft lang. Die Finanzierung für Schutzangebote ist oft unsicher, und viele Initiativen arbeiten am Limit ihrer Kapazitäten. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof versucht, diese Lücken zu schließen, indem sie niedrigschwellig arbeitet und eng mit verschiedenen Akteuren zusammenarbeitet.

Ein weiteres Problemfeld betrifft die Prävention. Die Bekämpfung von Gewalt erfordert unbedingt Aufklärung und Sensibilisierung. Es ist an der Zeit, dass Schulen, Medien und Politik zusammenarbeiten, um das Bewusstsein für das Thema zu stärken und veraltete Rollenmuster zu durchbrechen. Die Anlaufstelle hat eine wichtige Aufgabe: Sie macht das Thema sichtbar und gibt den Betroffenen eine Stimme.

Nicht zuletzt müssen auch die Strafverfolgungsbehörden gefordert werden, konsequent gegen Täter vorzugehen und Betroffene zu schützen. Das Gewaltschutzgesetz und andere rechtliche Instrumente bieten grundsätzlich gute Chancen, aber sie müssen konsequent angewendet werden. Die Anlaufstelle kooperiert eng mit der Polizei, um Schutzanordnungen umzusetzen und Anzeigen zu begleiten.

Eine gewaltfreie Gesellschaft zu erreichen, ist ein langer Weg, der Geduld erfordert. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof beweist, dass Fortschritte möglich sind, wenn Politik, Zivilgesellschaft und Justiz gemeinsam handeln und den Betroffenen konsequent den Rücken stärken.

Politische Initiativen und gesetzliche Grundlagen

In den letzten Jahren haben die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die damit verbundenen Themen immer mehr politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Um den Schutz von Frauen zu verbessern und die Rechte der Betroffenen zu stärken, hat die Bundesregierung zahlreiche Initiativen und Gesetzesänderungen gestartet. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof ist ein Beispiel für diese Bemühungen und repräsentiert neue Ansätze im Opferschutz.

Das Gewaltschutzgesetz, welches seit 2002 in Deutschland in Kraft ist, ist eine zentrale gesetzliche Grundlage. Es gibt ihnen die Möglichkeit, sich rechtlich gegen die Täter zu wehren und Schutzanordnungen zu erwirken. Hierzu gehören Kontaktverbote, Wohnungsverweise und die Zuweisung der gemeinsamen Wohnung an die Opfer. Die Anlaufstelle informiert über diese Optionen und hilft bei der Antragstellung.

Seit 2018 hat Deutschland aufgrund internationaler Abkommen wie der Istanbul-Konvention die Verpflichtung, umfassende Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor Gewalt umzusetzen. Dies umfasst Prävention, Schutz, Strafverfolgung und politische Abstimmung. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, die Konvention stetig umzusetzen und die Hilfestrukturen weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren wurden die finanziellen Mittel für Frauenhäuser und Beratungsstellen deutlich erhöht, und es wurden neue Förderprogramme für Schutzwohnungen und Beratungsangebote geschaffen.

Auf Landesebene hat Berlin eigene Programme ins Leben gerufen, um Frauen, die Gewalt erfahren haben, zu unterstützen. Das Berliner Hilfetelefon wurde ausgebaut, es wurden neue Frauenhausplätze geschaffen und die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz und Sozialbehörden verbessert. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof ist ein Bestandteil dieser Strategie und erhält auch Unterstützung vom Land Berlin.

Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung der Unterstützungsangebote. Seit 2025 können Berlinerinnen und Berliner über eine zentrale Online-Plattform schnell und anonym Hilfe finden, wenn sie betroffen sind. Die Anlaufstelle am Ostbahnhof ist ebenfalls dort integriert und kann über digitale Kanäle erreicht werden. Das Ziel ist es, jungen Frauen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zu erleichtern.

Es gibt einen zunehmenden Fokus auf Prävention und Aufklärung durch die Politik. Durch Schulaktionen, öffentliche Platzinitiativen und Medienkampagnen soll das Bewusstsein für das Thema verbessert und Betroffene sollen ermutigt werden, Hilfe zu suchen. Die Erkenntnisse aus dem Modellprojekt am Ostbahnhof werden in die Schaffung neuer Programme einbezogen und fungieren als Vorlage für zusätzliche Initiativen auf Bundes- und Landesebene.

Perspektiven und Modellcharakter für andere Städte

Die positiven Erfahrungen mit der Anlaufstelle am Ostbahnhof haben bundesweit Aufmerksamkeit gefunden und die Diskussion über den Ausbau ähnlicher Angebote in anderen Städten neu angestoßen. Metropolen wie Hamburg, München und Frankfurt am Main erwägen momentan, ob man ähnliche Anlaufstellen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten schaffen kann. Die Bundesregierung hat vor, die Ergebnisse des Berliner Modellprojekts einer wissenschaftlichen Bewertung zu unterziehen und daraus Handlungsempfehlungen für weitere Standorte abzuleiten.

Ein wichtiger Aspekt des Erfolgs ist die Niedrigschwelligkeit des Angebots: Die zentrale Lage im Bahnhof, die 24/7-Erreichbarkeit und die Besetzung durch verschiedene Fachrichtungen ermöglichen es vielen Betroffenen, überhaupt Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Großstädten, wo Anonymität und unterschiedliche Lebenslagen vorherrschen, ist ein solches Angebot ein entscheidender Bestandteil des Schutzsystems für Frauen, die Gewalt erfahren haben.

Ob etwas auf andere Städte übertragbar ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Hierzu gehört die Kooperation mit lokalen Behörden und Organisationen, das Gewährleisten ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen sowie die kulturelle und sprachliche Anpassung der Dienstleistungen. Die Erfahrungen aus Berlin belegen, dass es entscheidend ist, vertrauensvolle Netzwerke aufzubauen und Ehrenamtliche sowie Migrantinnenorganisationen einzubeziehen, um erfolgreich zu sein.

Fachverbände und Wissenschaftlerinnen sind der Meinung, dass wir die Erkenntnisse aus dem Berliner Pilotprojekt systematisch nutzen und bundesweit einheitliche Standards für Anlaufstellen schaffen sollten. Das umfasst Mindestanforderungen an Ausstattung, Personal, Erreichbarkeit und die Zusammenarbeit mit externen Hilfsangeboten. Die Überprüfung der Wirksamkeit und die fortlaufende Anpassung an neue Herausforderungen sind ebenfalls entscheidende Aufgaben für die Zukunft.

Die Anlaufstelle am Ostbahnhof hat auch eine wichtige Signalwirkung: Sie bringt das Thema Gewalt gegen Frauen ans Licht, schafft Öffentlichkeit und ermutigt andere Städte, eigene Initiativen zu starten. Ein Projekt bis mindestens 2027 fortzuführen, ist ein deutliches Zeichen für den Schutz von Frauen und ein Aufruf, das Engagement gegen Gewalt weiter zu stärken. Angesichts der wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen ist die Anlaufstelle ein Zeichen der Solidarität und Verantwortung gegenüber den Schwächsten in der Gesellschaft.