Gesellschaft

Polizeigewerkschaft warnt vor Personalmangel durch fehlenden Nachwuchs

Die Gewerkschaft warnt: Bei der Polizei fehlen zunehmend Nachwuchskräfte, was die Einsatzfähigkeit gefährdet.

Polizeihüte, leere Stühle, Nachwuchs gesucht.

Die Probleme, mit denen die Polizei in deutschen Großstädten wie Berlin konfrontiert ist, sind zahlreich und kompliziert. Zahlreiche Demonstrationen finden täglich statt, Staatsbesuche müssen gesichert werden, und die Bekämpfung von Kriminalität sowie die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit sind ebenfalls zentrale Aufgaben. Obwohl der Polizeiberuf gesellschaftlich wichtig ist, zeigt eine aktuelle Meldung der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dass die Polizei in Berlin nicht mehr genügend Nachwuchskräfte gewinnen und ausbilden kann. Die Kluft zwischen den angebotenen Ausbildungsplätzen und den tatsächlich besetzten Stellen wächst – ein Trend, der auch im Jahr 2025 fortbesteht und so die Funktionsfähigkeit der Polizei mittel- bis langfristig gefährden könnte.

Die Gewerkschaft warnt vor einer Abwärtsspirale: Am 1. September 2025 werden in Berlin voraussichtlich maximal 250 Frauen und Männer ihre Laufbahn bei der Polizei beginnen, obwohl es 312 Ausbildungsstellen gibt. Auch im Studium sind ähnliche Defizite zu beobachten: Im Frühjahr 2025 wurden nur 199 von 300 Studienplätzen besetzt. Es gibt viele Gründe für den Mangel an Bewerbern: Die allgemeinen Rahmenbedingungen der Polizeikarriere und die speziellen Gegebenheiten in der Hauptstadt sind dabei entscheidend. Die hohen Lebenshaltungskosten, der Mangel an Wohnraum für Studierende und Auszubildende sowie die Konkurrenz durch andere Unternehmen und Behörden verringern die Attraktivität des Polizeidienstes.

Ein weiteres Problem ist die hohe Abbruchquote während der Ausbildung oder des Studiums. Bereits während ihrer Qualifizierungsphase verlassen zwischen 11 und 24 Prozent der Nachwuchskräfte die Polizei wieder. Dadurch wird die Personallücke zusätzlich verschärft. Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft dringend, die Attraktivität der Polizei zu steigern, zum Beispiel durch mehr Wohnraumangebote, Digitalisierungsoffensiven und eine Konzentration auf die Kernaufgaben der Polizei. Sonst könnte es passieren, dass Stellen unbesetzt bleiben und die Polizei ihre Aktivitäten einschränken muss.

Insgesamt hat die Berliner Polizei rund 27.000 Beschäftigte, darunter etwa 19.000 im Vollzugsdienst. Es wird immer schwieriger, den Personalbedarf der Polizei zu decken, wenn man die Herausforderungen durch das Wachstum der Stadt, die Zunahme gesellschaftlicher Spannungen und die steigende Komplexität der polizeilichen Aufgaben betrachtet. Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Hintergründe dieser Entwicklung, untersucht die Ursachen und Auswirkungen des Nachwuchsmangels und präsentiert mögliche Lösungsansätze, die aktuell diskutiert werden.

Das Aufgabenfeld der Polizei im Wandel der Zeit

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Berufsbild der Polizei grundlegend verändert. Ursprünglich lag der Schwerpunkt der Polizeiarbeit hauptsächlich auf der klassischen Verbrechensbekämpfung und der Sicherstellung von Sicherheit im öffentlichen Raum, doch heute umfasst ihr Tätigkeitsspektrum deutlich mehr. Im Jahr 2025 hat die Polizei Herausforderungen zu bewältigen, die weit über die gewohnten Aufgaben hinausgehen. Hierzu gehört der Schutz von politischen Veranstaltungen, die Begleitung von internationalen Staatsbesuchen, die Sicherung von Großevents, der Kampf gegen Cyberkriminalität sowie die Bewältigung gesellschaftlicher Konflikte, die sich in Demonstrationen und Protestaktionen äußern.

Die unterschiedlichen Aufgaben erfordern, dass Beamtinnen und Beamte breit qualifiziert sind. Die Polizeiarbeit der Gegenwart umfasst immer mehr Prävention, Vermittlung und Kommunikation, um mit einer vielfältigen und oft gespaltenen Gesellschaft umzugehen. Die Handhabung neuer Technologien, die Analyse digitaler Spuren und die Bekämpfung von Internetkriminalität durch organisierte Gruppen sind weitere Herausforderungen. Um den sich verändernden Bedrohungen gerecht zu werden, muss die Polizei sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Es kommen auch die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen an Transparenz, Deeskalation und die Rechtmäßigkeit polizeilichen Handelns hinzu. Die Polizei ist nicht mehr nur "Freund und Helfer"; sie muss sich auch kritischen Fragen stellen, die durch soziale Medien im Handumdrehen eine große Öffentlichkeit finden. Die Fehlerkultur, wie man mit Vorwürfen etwa zu übermäßiger Gewaltanwendung oder Diskriminierung umgeht, sowie die Fähigkeit, gesellschaftlichen Wandel zu begleiten, sind zu wichtigen Bestandteilen des Berufsbildes geworden.

Auch die Ausbildung spiegelt diese Entwicklung wider. Um den Anforderungen gerecht zu werden, müssen Nachwuchskräfte nicht nur körperlich fit und psychisch belastbar sein, sondern auch über ausgeprägte soziale Kompetenzen, Empathie und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen verfügen. Die Polizei muss unter dem Druck, mit begrenztem Personal immer mehr Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen, gleichzeitig immer mehr Aufgaben bewältigen. Vor diesem Hintergrund ist die Forderung der Gewerkschaft, sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren, besonders relevant. Die Polizei kann nicht länger "Mutti für alles" sein, wie es Thorsten Schleheider, der Landesvize der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin, sagt. Die Frage, welche Aufgaben wirklich in den Zuständigkeitsbereich der Polizei gehören sollten und welche an andere Behörden oder Institutionen abgegeben werden können, wird in der aktuellen Diskussion immer wichtiger.

Ursachen für den Mangel an Nachwuchskräften

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Polizei nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber hat. Ein entscheidender Faktor ist die erhöhte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahr 2025 haben viele Branchen mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, was bedeutet, dass die Jugend eine große Auswahl an attraktiven Arbeitgebern hat. Vor allem Jobs im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft, die flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und eine bessere Bezahlung als den Polizeiberuf bieten, konkurrieren mit diesem, der oft mit Schichtdienst, körperlicher und psychischer Belastung sowie einem hohen Maß an Verantwortung einhergeht.

Außerdem ist das Image der Polizei in bestimmten Gesellschaftsgruppen ambivalent. Obwohl viele Bürgerinnen und Bürger die Polizeiarbeit wertschätzen, gibt es auch kritische Stimmen, die auf Probleme wie Racial Profiling, Gewaltanwendung oder eine unzureichende Fehlerkultur hinweisen. Durch die sozialen Medien verbreiten sich Vorfälle und Vorwürfe in Windeseile, was das Berufsbild für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber weniger ansprechend macht. Die Furcht vor öffentlicher Kritik oder sogar Anfeindungen, die bis ins Private reichen, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Entscheidung für einen Beruf.

Ein weiterer Punkt sind die hohen Anforderungen, die das Auswahlverfahren stellt. Körperliche Fitness, psychische Belastbarkeit, soziale Kompetenzen und eine einwandfreie Biografie sind für die Polizei von großer Bedeutung. Bereits viele Bewerberinnen und Bewerber scheitern an den Eingangstests oder ziehen ihre Bewerbung zurück, weil sie den Anforderungen nicht genügen oder im Auswahlprozess bessere Alternativen finden. Gerade in einer Großstadt wie Berlin, wo die Kosten für das tägliche Leben hoch und der Wohnraum begrenzt ist, ziehen viele junge Leute letztendlich eine andere Karriere der Polizeiarbeit vor.

Außerdem existieren strukturelle Probleme, die den Einstieg erschweren. Der fehlende Wohnraum für Auszubildende, die unzureichende Digitalisierung der Verwaltung und eine als bürokratisch empfundene Arbeitskultur sind abschreckende Faktoren. Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft, dass man die Attraktivität des Polizeiberufs durch gezielte Aktionen steigern sollte, wie zum Beispiel durch den Bau von Wohnheimen, die Modernisierung der Ausbildung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ohne diese Reformen läuft die Polizei Gefahr, im Wettbewerb um die besten Talente weiter zurückzufallen.

Auswirkungen des Nachwuchsmangels auf die Polizeiarbeit

Der spürbare Einfluss des kontinuierlichen Mangels an Nachwuchskräften ist in der täglichen Arbeit der Polizei zu beobachten. Viele Dienststellen müssen bereits jetzt mit Unterbesetzung zurechtkommen, was die Beamtinnen und Beamten, die dort sind, stärker belastet. Das Resultat sind Überstunden, kurzfristige Änderungen im Dienstplan und eine hohe Einsatzdichte. Das hat wiederum negative Auswirkungen auf die Motivation und Gesundheit der Beschäftigten und kann im schlimmsten Fall zu einer weiteren Abwanderung führen.

Es wird immer schwieriger, alle Aufgaben in der gewünschten Qualität zu erfüllen, weil wir personell eingeschränkt sind. Präventionsarbeit, Opferhilfe oder die Präsenz im öffentlichen Raum werden zugunsten der Bewältigung akuter Situationen oder der Bearbeitung von Strafanzeigen reduziert. Die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter leidet ebenfalls unter dem Zeitdruck und der hohen Arbeitsbelastung. Eine langfristige Abwärtsspirale ist gefährdet: Wenn das Personal weniger wird, müssen die Übrigen mehr arbeiten, was die Berufswahl weiter unattraktiver macht.

Ein weiteres Problem ist der Rückgang der Anzahl erfahrener Beamtinnen und Beamten, die als Mentoren und Ausbilder für den Polizeinachwuchs fungieren können. Der Wissenstransfer zwischen den Generationen stagniert, was die Ausbildungsqualität mindert und die Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen erschwert. Dieses Problem wird durch die hohe Fluktuation während der Ausbildung oder des Studiums noch verschärft.

Außerdem kann es notwendig sein, dass die Polizei bestimmte Aufgaben priorisieren oder sogar ganz aufgeben muss. Es gibt schon Beispiele, dass Anzeigen wegen Bagatelldelikten nicht mehr verfolgt werden oder dass man die Präsenz auf Straßen und Plätzen einschränkt. Das kann zur Folge haben, dass das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigt wird und das Vertrauen in die Polizei schwindet. Aus diesem Grund warnt die Gewerkschaft vor einer schleichenden Erosion der öffentlichen Sicherheit, wenn es nicht gelingt, den Nachwuchsmangel zu beheben und die Polizei personell zu stärken.

Die Rolle der Ausbildung und des Studiums bei der Nachwuchsgewinnung

Eine moderne und ansprechende Ausbildung ist der erste Schritt, um Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu qualifizieren. In Berlin kann man als Polizeianwärter entweder eine klassische Ausbildung im mittleren Dienst oder ein Studium im gehobenen Dienst absolvieren. Im Jahr 2025 werden jeweils im Frühjahr und Herbst rund 300 bis 312 Plätze angeboten – jedoch werden, wie die Zahlen der Gewerkschaft belegen, deutlich weniger tatsächlich besetzt.

Die Auswahlverfahren sind herausfordernd und die Bewerberinnen und Bewerber müssen hohe Standards erfüllen. Neben einem schriftlichen Eignungstest absolvieren die Bewerberinnen und Bewerber sportliche Prüfungen, Assessment-Center und Gespräche. Es werden tadellose Deutschkenntnisse, ein einwandfreies Führungszeugnis und die Bereitschaft zum Schichtdienst vorausgesetzt. Es geht darum, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die den unterschiedlichen Anforderungen des Polizeiberufs gerecht werden.

Die Ausbildung beinhaltet neben rechtlichen und praktischen Aspekten auch Lehrgänge zu Kommunikation, Deeskalation und interkultureller Kompetenz. Darüber hinaus umfasst das Studium die Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden, Führungskompetenzen und Spezialwissen, beispielsweise in den Bereichen Cyberkriminalität oder Kriminaltechnik. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir die Lehrpläne in den letzten Jahren mehrmals modernisiert.

Die Abbruchquote während der Ausbildung oder des Studiums ist trotz dieser Bemühungen weiterhin hoch. Mangelnde Praxisnähe, Überforderung, gesundheitliche Probleme oder der Wechsel zu anderen Arbeitgebern sind oft genannte Gründe. Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft, dass die Verbindung zwischen Theorie und Praxis enger gestaltet wird, dass es mehr individuelle Betreuung gibt und dass persönliche oder familiäre Probleme besser unterstützt werden. Um den Verlust von Talenten zu minimieren, wird auch die Option besprochen, nach einem Abbruch alternative Karrierewege im öffentlichen Dienst zu wählen.

Ein weiterer Punkt ist die Ansprache von Zielgruppen mit Präzision. Um die Polizei diverser und repräsentativer zu gestalten, werden Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Quereinsteiger mittlerweile verstärkt umworben. Das erfordert jedoch eine strategische Öffentlichkeitsarbeit und das Abbauen von Vorurteilen auf beiden Seiten. Die Polizei hat hier die Herausforderung, offen für neue Lebensentwürfe und Biografien zu sein, ohne dabei die hohen Ausbildungsstandards zu mindern.

Lebensbedingungen und Arbeitsumfeld als entscheidende Faktoren

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in einer Großstadt wie Berlin sind entscheidend dafür, wie attraktiv der Polizeiberuf ist. Im Jahr 2025 sind die Mieten in der Hauptstadt immer noch exorbitant; bezahlbarer Wohnraum ist vor allem für Auszubildende und Studierende rar. Während der Ausbildung können sich viele junge Menschen eine eigene Wohnung nicht leisten und brauchen Unterstützung. Aus diesem Grund fordert die Gewerkschaft, dass Wohnheime und Zuschüsse ausgebaut werden, um den Berufseinstieg zu erleichtern.

Ebenso ist das Arbeitsumfeld von großer Bedeutung. Die Polizei arbeitet hierarchisch, mit festen Abläufen und Dienstwegen. Sie bieten Sicherheit und Verlässlichkeit, doch für die Jüngeren wirken diese Strukturen oft unflexibel oder bürokratisch. Die Einführung von modernen Arbeitszeitmodellen, mehr Mitspracherechten und einer offenen Fehlerkultur könnte helfen, die Organisation attraktiver zu gestalten.

Ein weiteres Thema, das immer wieder in der Kritik steht, ist die Digitalisierung der Verwaltung. Die Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse steht noch am Anfang; oft fehlen moderne IT-Technologien und die analogen Abläufe dominieren. Das verursacht nicht nur unnötigen Mehraufwand, sondern sieht im Vergleich zu anderen Arbeitgebern auch rückständig aus. Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft eine umfassende Digitalisierungsoffensive, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Polizei für technikaffine Bewerberinnen und Bewerber attraktiver zu gestalten.

Abgesehen von strukturellen Herausforderungen gibt es auch tägliche Belastungen, die den Beruf unattraktiv machen können. Arbeiten in Schichten, an Wochenenden und mit belastenden Situationen ist Teil des Alltags. Die Gefahr, während des Dienstes verletzt zu werden oder Ziel von Angriffen zu sein, besteht ebenfalls. Obwohl die Polizei umfassenden Schutz und Hilfe bietet, meiden viele junge Menschen diese Risiken. Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft mehr Betreuungsangebote, Supervision und eine verbesserte Nachsorge nach belastenden Einsätzen.

Konkurrenz um Talente: Polizei im Vergleich zu anderen Arbeitgebern

Im Jahr 2025 wird die Polizei in einen harten Wettbewerb um neue Nachwuchskräfte eintreten. Neben anderen öffentlichen Dienststellen sind es vor allem private Firmen, die um die besten Talente konkurrieren. In Berlin, wo es viele Start-ups, internationale Unternehmen und innovative Mittelständler gibt, haben junge Menschen tolle Optionen, die über den Polizeidienst hinausgehen.

Firmen locken mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, Gehältern über dem Branchendurchschnitt und zahlreichen Entwicklungschancen. Im Vergleich dazu wirkt der Polizeiberuf mit seinen festen Hierarchien, der Schichtarbeit und den speziellen Belastungen für viele deutlich weniger ansprechend. Das Einstiegsgehalt ist oft geringer als das von vergleichbaren Berufen in der Privatwirtschaft, vor allem wenn man die Belastungen und Risiken des Polizeidienstes berücksichtigt.

Ein weiterer Vorteil, den andere Arbeitgeber bieten, ist die Chance, sich beruflich zu spezialisieren oder international zu arbeiten. Obwohl die Polizei Spezialeinheiten und Fachbereiche hat, sind die Karrierewege dort insgesamt klarer definiert und weniger flexibel. Deshalb entscheiden sich immer mehr junge Leute, die ihre persönliche Entwicklung und internationale Erfahrungen schätzen, für andere Berufswege.

Ebenso ist die öffentliche Wahrnehmung wichtig. Während Berufe in der IT, im Marketing oder in der Kreativwirtschaft als innovativ und modern gelten, wird die Polizei von Teilen der Gesellschaft als konservativ und wenig reformfreudig angesehen. Um dieses Image zu verändern, setzt die Polizei auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Social-Media-Kampagnen und Kooperationen mit Schulen und Hochschulen. Trotz allem ist der Mangel an Nachwuchs eine erhebliche Herausforderung, weil die Konkurrenz um die besten Talente immer größer wird.

Aus diesem Grund verlangt die Gewerkschaft, dass die Arbeitsbedingungen angepasst und eine gezielte Imagekampagne gestartet werden, um den Polizeiberuf als moderne, sinnstiftende und abwechslungsreiche Tätigkeit darzustellen. Ohne solche Aktionen könnte die Polizei im Wettbewerb um Talente weiterhin an Boden verlieren und die personellen Engpässe noch verschärfen.

Lösungsansätze und Forderungen der Gewerkschaft

Die Gewerkschaft der Polizei verlangt angesichts des fortwährenden Nachwuchsmangels ein umfassendes Maßnahmenpaket, um die Berufswahl attraktiver zu gestalten und die personellen Engpässe zu beheben. Eine der wichtigsten Forderungen ist, Wohnraum für Auszubildende und Studierende zu schaffen. In Berlin, wo die Mietpreise hoch und günstige Wohnungen kaum zu finden sind, könnten Wohnheime und Zuschüsse dazu beitragen, den Einstieg in den Dienst zu erleichtern und mehr junge Menschen für die Polizei zu gewinnen.

Ein weiterer Fokus ist die Digitalisierung der Verwaltung und die Modernisierung der Arbeitsabläufe. Die Gewerkschaft fordert eine umfassende Digitalisierungsoffensive, die über bessere technische Ausstattung hinausgeht und Arbeitsabläufe effizienter und moderner gestaltet. So könnten Ressourcen geschont und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz verbessert werden.

Eine weitere Forderung ist es, dass die Polizei sich auf ihre Kernaufgaben konzentriert. Vieles, was die Polizei heute erledigt, könnte auch von anderen Behörden oder Institutionen übernommen werden. Wenn die Polizei von Verwaltungs- oder Ordnungsaufgaben entlastet wird, kann sie sich auf ihre zentralen Aufgaben konzentrieren und die vorhandenen Ressourcen besser nutzen.

Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist ebenfalls ein zentrales Anliegen der gewerkschaftlichen Forderungen. Die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, einer offenen Fehlerkultur, mehr Mitspracherechten und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnte die Berufswahl attraktiver machen. Zusätzlich verlangt die Gewerkschaft eine angemessene Bezahlung, die den besonderen Belastungen und Risiken des Polizeidienstes gerecht wird.

Die Gewerkschaft fordert außerdem, dass die Beschäftigten besser unterstützt und betreut werden. Um die psychische und physische Gesundheit der Beamtinnen und Beamten zu bewahren, sind Supervision, Nachsorge bei belastenden Einsätzen und gezielte Gesundheitsförderung wichtige Maßnahmen. Die Gewerkschaft warnt, dass ohne solche Maßnahmen der Nachwuchsmangel zunehmen und die Einsatzbereitschaft der Polizei gefährdet werden könnte.

Perspektiven für die Zukunft: Wie kann die Polizei wieder attraktiv werden?

Es ist eine zentrale Aufgabe von Politik und Gesellschaft, eine leistungsfähige Polizei sicherzustellen. Im Jahr 2025 müssen die Berliner Polizei und andere Landespolizeien die Herausforderung meistern, den Polizeiberuf für junge Menschen wieder attraktiv zu gestalten. Es werden momentan unterschiedliche Konzepte erörtert, um die Personalnot zu beheben und die Polizei zukunftssicher zu machen.

Ein Ansatz könnte sein, die Ausbildung und Karrierewege stärker zu individualisieren. Um den unterschiedlichen Lebensentwürfen junger Menschen gerecht zu werden, können flexible Spezialisierungen, Teilzeitmodelle oder Sabbaticals eine große Hilfe sein. Die gezielte Ansprache von Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Quereinsteigern könnte ebenfalls neue Zielgruppen erschließen und die Polizei diverser sowie repräsentativer gestalten.

Die Chancen der Digitalisierung ermöglichen es, den Beruf als moderne und attraktive Profession zu gestalten. Eine moderne IT-Infrastruktur, mobile Endgeräte sowie digitale Verwaltungsprozesse können den Arbeitsalltag erleichtern und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz verbessern. Die Implementierung neuer Technologien, sei es im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder der Cyberkriminalität, schafft ebenfalls spannende Aufgabenbereiche, die für technikbegeisterte Bewerberinnen und Bewerber von Interesse sein könnten.

Die Vergütung und die sozialen Leistungen sind ein weiterer entscheidender Hebel. Die Polizei kann sich im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern durch attraktive Gehälter, Zulagen für besondere Belastungen und umfassende Sozialleistungen stärken. Die Chance, Beruf und Familie besser in Einklang zu bringen, wie durch flexible Arbeitszeiten oder Kinderbetreuung, wird ebenfalls immer wichtiger.

Eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur ist nicht zuletzt entscheidend. Die Erwartungen junger Menschen heute: Mitsprache, Transparenz und eine positive Fehlerkultur. Die Polizei muss ihre Strukturen öffnen, Innovationen zulassen und die Beschäftigten stärker in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Nur so lässt sich der Beruf wieder attraktiv gestalten und die dringend benötigten Nachwuchskräfte gewinnen, die für eine sichere und lebendige Hauptstadt unverzichtbar sind.